Tag 2 – auf in den Iran

Nach unserer ersten Nacht im Zelt werden wir von einem kalten, aber wunderschönen Morgennebel begrüßt, der sich gerade noch durch die Amaghu Schlucht schlängelt.

Einen Kaffee später sind wir unterwegs zum Ende der Schlucht und der Noravank Monastery, die so früh morgens noch kaum Besuch abbekommt. Das Kloster selbst ist inzwischen knapp 700 Jahre alt und liegt dekorativ eingekärcht zwischen den ganzen umliegenden Bergen.

 

Unser nächster richtiger Stopp heute soll Agarak werden, die Grenzstadt zum Iran auf Armenischer Seite.
Unterwegs können wir immer wieder fantastische Landschaften bestaunen, die wir vor allem den dramatischen Gebirgen vom kleinen Kaukasus zu verdanken haben.

Für die ganzen Ausblicke halten wir ständig an und fahren noch eine gute Stunde in völliger Dunkelheit, bevor wir endlich die Grenze erreichen.
Wir sind ziemlich gespannt, wie das jetzt laufen wird. Auf Armenischer Seite rechne ich mit einer sehr entspannten Grenzkontrolle, im Iran wird das vermutlich deutlich anstrengender und länger.

Wir geben unsere letzten 1.000 Dram bei einer Autowäsche aus und räumen nochmal das Auto auf, dann gehts los.

Wir sind offensichtlich die einzigen an der Grenze, die mit einem eigenen Auto unterwegs sind. Die Armenische Seite ist ziemlich Chaotisch, aber sehr hilfsbereit und nett.
Die erste Ausreisekontrolle besteht aus einmal Kofferraum öffnen und der Frage, ob ich denn Waffen mitführe.
Julian bekommt in der Zeit seinen Ausreisestempel, ich darf mit meinen Papieren nochmal ein weiteres Häußchen besuchen, in dem ich mir dann auch den entsprechenden Stempel abholen darf.
Einer der Beamten scherzt noch ein bisschen mit uns und wünscht uns dann eine gute Reise in den Iran.

 

Auf geht’s über die Brücke und über den Grenzfluss und vor das erste Beamtenhäußchen. Hier stehen jede Menge Iraner herum, die gerade gemeinsam mit den Angestellten einen Jackie-Chan Film gucken und offenbar gleichzeitig auf Ihre Durchreisegenehmigung warten.
Das Chaos beginnt.
Glücklicherweise spricht einer von den LKW-Fahren recht gut englisch und kann uns direkt weiterhelfen und erklärt uns, wie das hier abläuft.
Anstelle der erwarteten strengen Grenzkontrolle ist hier nicht nur jeder vollkommen entspannt, sondern auch völlig unorganisiert.
Wir holen zuerst unseren Einreisestempel ab und dürfen dann den LKWs hinterher in den nächsten Abschnitt fahren.
Julian bleibt im Auto sitzen, ich gehe mit einem der Grenzwächter und meinem Carnet in der Hand auf eine kleine Rundreise über das Gelände.
Überhaupt gar nichts an dem gesamten Prozess macht den Eindruck von einem Militärstaat der alle Bewohner und Touristen überwacht. Im Gegenteil!

Das Carnet wird dann nach längerem hin- und her endlich ausgefüllt und dann folgt auch die lange befürchtete Autokontrolle.
Nachdem ich den Kofferraum öffne lacht der Kollege nur herzlich und wünscht uns eine gute Zeit im Iran.
Soviel dazu.
Wir fragen noch wegen der Dieselcard nach, die man angeblich braucht um hier Tanken zu können, aber auch das wird lachend abgewunken.

Ein paar Meter weiter müssen wir noch eine Schranke passieren. Der Wächter hier berichtet begeistert von seinem Bruder, der gerade in Münster Studiert und versucht gleichzeitig mein Kennzeichen in irgendein System zu tippen.
Das funktioniert leider überhaupt nicht. Nach dem dritten fehlgeschlagenen Versuch werden wir einfach mit einem „Welcome to Iran“ durchgewunken und wir sind jetzt endlich und völlig offiziell im Iran.

Der ganze Prozess war so anders als erwartet, dass wir erstmal auf den angrenzenden Parkplatz fahren, um ein bisschen herunterzukommen.

 

Unmittelbar hinter uns ist eine Wechselstube, in der wir 30 Dollar wechseln.
Iran ist vom Internationalen Bankensystem ausgeschlossen, sodass wir hier nur mit Bargeld weiterkommen.
Mit zusammen 3.000$ dürften wir hier eine Weile hinkommen.
Im Netz findet man einen Kurs von etwa 40.000 Rial pro Dollar, der Mann am Schalter der Wechselstube bietet uns 110.000 Rial an, fast das dreifache vom offiziellen Kurs.
Wir sind mal wieder sehr verwirrt, ziehen uns aber erstmal ins Auto zurück, um das ordentlich zu parsen.

Es gibt gerade zwei Möglichkeiten:
Entweder stimmt der Wechselkurs im Netz überhaupt nicht, oder der Mann am Schalter hat sich gerade massiv verrechnet.
Verwirrt, aber zufrieden fahren wir 3.300.000 Rial reicher los.

 

Unser Hunger treibt uns zu irgendeinem Laden in irgendeiner Stadt auf dem Weg, der so aussieht, als ob er was zu Essen hätte.
Wir geben zu verstehen, dass wir Hunger haben und sind auch schon wie bunte Hunde die neue Hauptatraktion des Ladens. Ein paar Minuten vergehen, bis ein jüngerer Iraner mit uns englisch quatscht und ein bisschen Dolmetscher spielt.

Absolut jeder ist hier ausnahmslos herzlich!

Satt und voller Eindrücke fahren wir noch ein paar Kilometer weiter und finden neben einem Acker einen schönen Platz für die Nacht mit beeindruckendem Sternenhimmel.