In Richtung Oman – Teil 1

Jaja, lange nichts geschrieben und so – viel ist passiert und meine Schreibfaulheit hat die Seite hier ein bisschen pausieren lassen…
(Aktuell bin ich übrigens in Dubai und hab wieder Zeit und Muße zu schreiben, also kommt jetzt mal wieder ein bisschen Leben ins Tagebuch)

 

Aktuell ist Mitte Dezember und für mich gibt es jetzt ein paar Möglichkeiten weiterzumachen.
Entweder bleibe ich die nächsten paar Wochen, über Weihnachten und Neujahr hier und hänge in Shiraz herum, oder ich organisiere irgendwie eine Fähre in Richtung Dubai, um nach Oman zu kommen.

Leo ist aktuell im Oman und macht da gerade ein Wintersemester an der GUtech – der German University of Technology, die in Kollaboration mit der RWTH Aachen aufgebaut wurde. Wir Skypen miteinander und wie sich herausstellt hat die sowieso in der Woche um Weihnachten und Neujahr frei, sodass sich meine Entscheidung relativ zügig fällen lässt. Bis zum 24. möchte ich irgendwie in den Oman kommen.

Aktuell bin ich allerdings noch auf Qeshm und nach ein bisschen Recherche lässt sich feststellen, dass der Weg nach Dubai nur über Bandar Abbas möglich ist. Direkt fährt kein Schiff vom Iran nach Oman und mit dem Auto über Irak, Kuwait und Saudi-Arabien kann ich sowieso nicht fahren.

Also mache ich mich auf in Richtung Bandar Abbas.
Die Fahrt ist relativ unspektakulär, am Nachmittag komme ich in Bandar Abbas an und stehe mal wieder vor dem gewohnten Problem, dass hier zwischen zwölf und fünf einfach mal alle Geschäfte und Fressbuden geschlossen sind. Knüller.
So richtig was zu tun habe ich bis dahin nicht, fürs Kochen bin ich auch zu faul, sodass ich ein bisschen durch die Stadt schlendere. Immerhin eins der Reisebüros hat offen und ich kann mir ein Paar Infos holen, was die Fähre und eventuelle Flüge angeht.
Die offenbar günstigste Lösung ist eine Fähre. Der Internationale Fährhafen ist ein bisschen außerhalb der Stadt und inzwischen schon mehr oder weniger geschlossen.

Da die Hostels hier absolut unbezahlbar sind, mache ich mich auf den Weg ein bisschen außerhalb der Stadt und finde nicht weit weg einen Acker, der sich wunderbar als Schlafplatz anbietet.

 

Aufgeweckt werde ich am nächsten Morgen von zwei Männern, die scheinbar irgendwas wollen – Leider sprechen die beide genau kein Wort englisch, sodass wir ein bisschen Scharade spielen müssen. Offenbar wollen die meinen Pass sehen und wissen, was ich denn so in den Kisten hab, das verweigere ich allerdings erstmal, weil die beiden sowas von nicht offiziell aussehen.
Irgendwann werfe ich dann aber einen Blick auf das grüne Nummernschild und mir wird klar, dass es sich wohl um Polizei oder Militär handeln muss, normalerweise sind die Nummernschilder hier nämlich Gelb oder Weiß.
Ich werde entsprechend ein bisschen kooperativer und die ganze Situation löst sich dann auch so schnell auf, wie sie gestartet ist. Ich bin ein wenig verwirrt, das soll mich aber nicht weiter davon abhalten zum Hafen zu fahren und mich um eine Fähre zu kümmern.

Geparkt und raus aus dem Auto nehme ich erstmal den falschen der zwei identisch aussehenden Eingänge. Der rechte Eingang ist der Marine vorbehalten, die mich einen Eingang weiter nach links verweist.
Hier auf dem Fracht- und Fährhafen geht es gewohnt chaotisch zu, recht zügig habe ich aber jemanden gefunden, der sich um mich kümmert und mit dem ich alles aushandle, was so ansteht.
Konsens ist, dass das Auto separat mit einem Frachter verschifft werden muss und ich die normale Personenfähre nehme.
Alles in allem kosten mich die zwei Schiffe etwa 450€, in den Emiraten werden dann nochmal so 120€ Gebühren auf mich zukommen.
Die Fähre fährt heute Abend ab, so in einer Stunde soll ich wiederkommen, um das Auto verschiff fertig zu machen.
Bis dahin steht noch Frühstücken auf dem Plan. Ich laufe aus dem Hafen wieder zum Auto, an dem ein Soldat der Marine steht und mich bittet mal kurz mitzukommen.

?

Relativ schnell stellt sich raus, dass ich da auf einem Parkplatz der Marine geparkt habe, das finden die hier so gar nicht witzig. Die Aktion von heute Morgen hat sich wohl auch schon herumgesprochen und ich stehe jetzt erstmal unter Verdacht.

Ich werde ins Schrankenhäuschen eingeladen, in dem nach ein paar Minuten ein Englischsprachiger Offizier dazustößt und mir die Situation erklärt, in die ich unglücklicherweise hereingerutscht bin.

In dem kleinen Glaskasten sitzen mit mir einige höherrangige Beamte aus verschiedenen Bereichen der Marine – viel zu tun haben die hier definitiv nicht und ich bin mit Sicherheit das Highlight der Woche. Und wie oft hat man als iranisches Militär schon die Chance einen Deutschen Touristen auszufragen.

Ich werde sehr, sehr gründlich über meinen Aufenthalt im Iran befragt, alles während alle zehn Sekunden irgendwelche Passierscheine ins Häuschen gereicht werden, damit die Soldaten hier ein- und ausfahren können.

Ich bin unterdessen ziemlich unentspannt und lege alle Karten auf den Tisch, die ich so zu bieten habe.
Der Offizier, der mich befragt, lässt mich wissen, dass ich mich ruhig entspannen kann und dass das hier einfach Protokoll ist, wenn irgendjemand zweimal kurz hintereinander auffällt.

Auch wenn ich gerade festgehalten werde, kümmern die sich schon ganz gut um mich und kommen alle paar Minuten mit irgendwelchem Süßkram und Tee um die Ecke.

Neben der Befragung wollen die auch meine ganzen Geräte durchsuchen. Die „IT-Experten“ sind zwei ältere Männer, die offenbar keine Ahnung von Computern haben.

Es ist wirklich nicht vorteilhaft, wenn die Menschen, die gerade meinen Rechner untersuchen, gleichzeitig absolute DAUs sind.

Ich sitze noch eine ganze Weile im Glaskasten und darf unter anderem erklären, was denn „Edge“ ist (und konsekutiv ein „Browser“), warum ich einen Reiseführer von Israel habe und warum ich so seltsame Excel-Tabellen habe. Danke MS, für deine tollen Excel-Vorlagen, die Vorlage „Umsatzbericht“ ist offenbar besonders spannend.

Irgendwann habe ich dann aber alle Reiseführer und Office Vorlagen ausreichend rechtfertigen können.
Die Gesamtstimmung wird immer entspannter und während einer von den Experten noch Foto für Foto durch irgendwelche Zeitrafferaufnahmen aus Georgien blättert, verwandelt sich die Befragung in ein Gespräch und ich darf kurz danach endlich wieder meines Weges gehen.

 

Die ganze Aktion hat gut zwei nervenaufreibende Stunden gedauert und inzwischen weiß auch der gesamte Frachthafen Bescheid.
Ein Frühstück bleibt heute aus und ich werde die nächste Zeit auf dem Gelände von mindestens drei Leuten gleichzeitig betreut, die mich bei jedem noch so kleinen Schritt begleiten – vor allem, um das Ganze zu beschleunigen, ich bin nämlich echt spät dran.
Immerhin muss ich nirgendwo vorgestellt werden, wirklich jeder hier weiß inzwischen über mich Bescheid und ist überschwänglich freundlich, fast so, als würde sich der Hafen für meine Befragung verantwortlich fühlen.
Mir kommt das natürlich sehr entgegen und ich freue mich dann nachdem der ganze Papierkram abgeschlossen ist auch sehr über die Einladung zum Mittagessen. (Essen!)

Meinen Autoschlüssel habe ich inzwischen jemand anderem übergeben, der sich um die Verschiffung kümmert, wenn ich schon unterwegs bin.

Am Nachmittag ist dann endlich Boarding, ich habe glücklicherweise eine Kabine für mich und lasse diesen Tag nochmal Revue passieren. Viel ist passiert.

Ich verpflanze mich für den Rest des Abends in die Kaffeebar und verquatsche mich mit ein paar Mädels aus Österreich und der halben Crew, die interessanterweise auch über meinen Besuch bei der Marine Bescheid weiß.

Nach einer sehr langen (und erstaunlich komfortablen) Dusche falle ich in die Boje und schlafe sehr, sehr gut.

 

Irgendwann am nächsten Morgen kommen wir in Sharjah an, dem Emirat direkt neben Dubai.
Nachdem wir das Schiff verlassen haben, beginnt die eigentliche Einreise in die Vereinigten Arabischen Emirate, leider fehlt irgendjemand vom Schiff, sodass alle Passagiere noch eine gute Stunde festgehalten werden, bis sich die Situation aufklärt.
Einen Stempel später schnappe ich mir meinen Rucksack und mache mich erstmal auf den Weg in Richtung Stadt – Um das Auto kümmere ich mich morgen, jetzt möchte ich erstmal irgendwas Essen und eine SIM-Karte auftreiben.

Nach den letzten Wochen im Iran erschlagen einen die Preise hier förmlich. Die wirklich mittelmäßige Pizza, die ich hier irgendwo finde, kostet mich etwa 15€ – damit kann man im Iran ja völlig problemlos zwei Tage leben.

Das günstigste Hostel, das ich hier finden kann und noch halbwegs in Hafennähe ist, kostet 25€, aber da muss ich jetzt halt durch. Im Oman wird’s dafür ja dann günstiger.

Ich laufe noch länger durch die Stadt, die schon ziemlich chic und groß auf mich wirkt, bevor ich dann zur Abenddämmerung das Hostel erreiche.

Hier treffe ich Dave, der gerade auf seiner zweiten Weltreise unterwegs ist und mit dem ich ein bisschen länger ins Gespräch komme.
Die erste „Runde“ hat er mit 19 gedreht, vor etwa 50 Jahren – Jetzt ist er unterwegs auf mehr oder weniger derselben Route, um sich mal anzuschauen, wie sich die Welt verändert hat und um ein paar alte Bekanntschaften zu besuchen. Wir quatschen noch viel und lange, dann finde ich noch heraus, wo genau ich morgen hinmuss, um mein Auto wieder zu bekommen.

 

Theoretisch ist der Hafen Fußläufig erreichbar, praktisch ist da aber ein 100 Meter breiter Kanal im Weg und die nächste Brücke ist 4 Kilometer Flussaufwärts.

Ich finde eine kleine Boje, die mich für ein paar Cent rüber schifft und laufe mehr oder weniger blind zum Frachthafeneingang. Die einzigen Infos die ich habe sind:
1. Das Auto ist auf jeden Fall da
2. Ich soll zum Port 6 kommen

Leider reicht das dem Schrankenhäuschen nicht so ganz, ich warte erstmal eine ganze Weile bei dem Sicherheitspersonal, bis dann irgendjemand auftaucht, der mir erklärt, dass ich erstmal eine Genehmigung brauche, um den Hafen zu betreten.
Die kriege ich einen Kilometer die Straße runter in einem kleinen Baukontainer, mitten auf einem verlassenen Parkplatz, der voller Überwachungskameras hängt.

Den Wisch bekomme ich zügig und ohne Probleme, sodass ich mich in der brühenden Mittagssonne auf in Richtung Port 6 machen kann.

Das Sicherheitspersonal winkt mich durch und ich bin ein paar Minuten später in einem weiteren Baucontainer, der mit Port 6 betitelt ist. Ein paar Meter weiter steht glücklicherweise mein Auto auf einem Parkplatz mit ein paar anderen Fahrzeugen – ich scheine richtig zu sein.

Hier bekomme ich ein neues Papier und ein paar Infos, was denn jetzt zu tun ist. Mit dem Papier darf ich erstmal wieder raus aus dem Hafen gehen und in die nebenstehende Zollbehörde latschen, um hier das gerade erhaltene Dokument und etwas Geld gegen einen anderen Wisch umzutauschen und mache mich damit dann wieder auf den Weg zurück zum Port 6.

Die Kollegen vor Ort scheinen vor allem genervt von mir zu sein. Das ist mir aber egal, ich bestehe darauf, dass die mir zügig mein Auto wiedergeben, angeblich muss das aber noch irgendwie durchsucht werden und ich werde in ein drittes Büro geschickt, diesmal direkt am Hafeneingang.

Hier schlürfen eine Hand voll sehr wichtig aussehender Männer ihren Kaffee und laden mich auch direkt zu gleichem ein.
Die wissen schon über mich Bescheid, sind aber verwundert, warum ich denn mein Auto noch nicht längst wiederhabe.
Ein paar sehr aufgeregte Anrufe von dem offensichtlichen Chef von dem laden später, kann ich mein Carnet du passages unterschreiben lassen und ein bisschen mehr Geld blechen. Danach bin ich mal wieder unterwegs zum Port 6, diesmal allerdings in Begleitung von einem der Grenzbeamten, der das offenbar alles für mich regelt und mich dann auch kurze Zeit später vom Parkplatz winkt.

Insgesamt habe ich hier etwa 100€ für Zoll und sonstige Gebüren ausgegeben – aber hey, dafür hab ich mein Auto wieder!

 

Raus aus dem Hafen mache ich mich relativ zügig auf den Weg raus aus der Stadt. Unterwegs mache ich noch einen kleinen Umweg über die Post, um eine Postkarte von Julian loszuwerden und decke mich mit einigen Lebensmitteln ein. Die nächsten zwei oder drei Nächte bin ich unterwegs in Richtung Oman.