Kram im Oman

In den letzten Monaten ist echt viel passiert und ich nutze die Gelegenheit im Oman völlig aus, um mal so richtig runterzukommen, alle Fotos und Beiträge vom Iran fertig zu machen und um mich generell mal ein bisschen um mein Leben zu kümmern.

Ich lerne lauter nette und interessante Menschen kennen, ein wilder Mix aus Omani, Bangladeschi, Indern und nicht zuletzt jeder Menge Deutscher.

Nicht lange nach meiner Ankunft ist Weihnachten – auch wenn es sich so gar nicht danach anfühlt. Bei bestem Wetter machen wir am 24. einen Ausflug zur Sultan-Qabus-Moschee in Sohar, einer mittelgroßen Hafenstadt, zwei Stunden nördlich von Muscat.

Wir sind zwar deutlich zu spät, aber netterweise lässt man uns trotzdem hinein und wir können die wirklich beeindruckende Moschee von Innen sehen.

 

Den Rest des Tages verbringen wir am Strand und gehen am Abend noch gemeinsam Essen. Mehr passiert heute aber auch nicht.
Sehr entspannt!

 

Eine ausgesprochen Faule Woche später ist auch schon Silvester – Einer von den Interns hat jede Menge Alkohol aufgetrieben und wir machen uns einen feucht-fröhlichen Abend mit den gut 20 Leuten, die hier arbeiten und studieren.
Feuerwerk gibt’s nicht, das ist aber eigentlich auch völlig unnötig – bei so ner Musik kommt sowieso gute Stimmung auf.

 

Leo und ich hängen viel gemeinsam rum – meine Gitarre freut sich endlich mal wieder regelmäßig benutzt zu werden und wir überlegen, ob wir nicht zumindest einmal irgendwo hinfahren.

Vorher muss ich mich aber mal besser um mein Auto kümmern.
(Es folgt ein bisschen technik-Doku – TL; DR: „irgendwas an der Kühlung ist kaputt – ach nee, doch am Motor…“)

Nach einer ersten Diagnose eines Mechanikers soll die Visco-Kupplung vom Lüfter defekt sein. Die Kollegen haben leider kein Ersatz dafür, sodass ich die Kupplung selbst mechanisch überbrücke. Das ändert aber genau gar nichts an der aktuellen Situation und nach einer viel zu langen Testfahrt (mit Kletterpause im Snake-Gorge), geht es zum nächsten Mechaniker. Der repariert die Visco-Kupplung und stellt zumindest schonmal fest, dass das Thermostat kaputt ist, spült den Kühlkreislauf einmal durch und kommt dann zum Schluss, dass es am Motor liegen muss. Trotz ordentlicher Überprüfung von den ganzen Komponenten und einer spürbaren Besserung beim Fahren, ist das Problem immer noch nicht ganz behoben.
Aber hey – immerhin meine Reichweite hat sich verdoppelt, von 20 auf 40km ohne überhitzen… Das liegt aber wohl vor allem daran, dass die Jungs das alte Thermostat ausgebaut haben und mir einfach ein neues in die Hand gedrückt haben mit den Worten „so lange der Motor so kacke läuft, macht das keinen Sinn da überhaupt ein Thermostat drinnen zu haben.“ – yay.

Mit der Diagnose „Irgendwas am Motor ist kaputt“ lässt sich aber nicht so viel anfangen. Leider kann mir dabei auch niemand so wirklich weiterhelfen, weil Hyundai Terracan ein absolutes Einhorn unter den Autos ist und zumindest hier im Oman offenbar keine Möglichkeit besteht an die Zylinderkopfdichtung zu kommen, die nötig wäre, um zumindest mal in den Motor zu gucken.
Selbst wenn ich die bestellen und hierher liefern würde, kann ich damit höchstens eine Diagnose erreichen. Ersatzteile für meinen Motor sind aber de facto nonexistent.

Ich bringe das Auto noch zu einem weiteren Schrauber, aber auch der kommt zum selben Schluss wie der Rest: „Fahr (zurück) nach Sharjah und versuch da dein Glück.“. Immerhin sind die Schrauber sich alle einig, dass ich in den Emiraten fündig werde. Zufrieden bin ich damit nicht, aber alles ist besser, als kein Auto zu haben. Immerhin ist das Teil mein zu Hause und bevor ich das abgebe, muss noch einiges passieren.

 

Der ganze Text hier ist ein bisschen unchronologisch, natürlich war ich zwischendurch auch mal in der Stadt und habe mir gemeinsam mit Leo und ein paar ihrer Freunde verschiedenstes angeschaut.

Ein paar Fotos gibt’s von der Gegend rund um den Mutrah Fischmarkt:

Außerdem haben wir natürlich die Große Sultan-Qabus-Moschee von Muscat von innen angeschaut und uns im Anschluss bequatschen lassen, warum der Islam denn die richtige Religion für uns sei. Ah ja.
Den Komplex macht das aber nicht weniger beeindruckend!

 

Daneben haben wir außerdem die Omani Pfadfinder besucht. Entsprechend der Einwohnermenge waren wir auch direkt auf höchster Ebene in den „Oman Scouts & Guides-Headquarters“, die direkt für alle Aktionen und Veranstaltungen im Land verantwortlich sind.
Leo war schonmal hier, zum Joti&Jota, dem Internationalen Pfadfindertreffen über Netz und Funk.
Wir kriegen eine Führung durch das Gebäude und verquatschen uns relativ lange. Die Pfadfinder sind hier direkt an die Regierung und vor allem an die Schulen angeschlossen. Gleichzeitig haben die Scouts und Guides hier aber völlige Handlungsfreiheit, was jede Menge spannender Aktionen möglich macht.

Ein paar Tage nach dem Besuch von der Zentrale besuchen wir noch die Räumlichkeiten der Pfadfinderblaskapelle. Die Pfadfinder/Musiker werden alle vom Staat bezahlt und haben sogar ihr eigenes Gebäude, inklusive eingebautem Konzertsaal, völlig verrückt, aber gleichzeitig sehr sympathisch.

Ali heißt der Pfadfinder, der vorher Leo und jetzt uns beide ein bisschen an die Hand nimmt und überall durchführt und uns Frage und Antwort zu all unserer Neugierde steht.
Nach unserem Besuch von dem Musikgebäude werden wir von Ali zu leckerem und vor allem typisch omanischem Essen eingeladen. Im Oman isst man klassischerweise auf dem Boden sitzend (wie im Iran) und mit der rechten Hand (wie in Indien). Dieses ganze „Mit den Händen Essen“-Konzept gefällt mir sehr gut und lässt meine Vorfreude auf Indien etwas mehr aufleben.

 

Immer wieder geht’s für uns zum Strand, meistens mit Grill, sonst einfach nur zum Schwimmen. Einer der erinnerungswürdigsten Momente hier ist das Meeresleuchten, das wir an einem der Abende erlebt haben.
Ein bisschen fluoreszierende Algen gibt es hier in der Gegend immer, aber heute Nacht leuchtet das Wasser bei jeder kleinen Bewegung so intensiv, als würde man durch ein Meer von Knicklichtern schwimmen.
Völlig verrückt und in der Intensität absolut überwältigend freuen wir uns und werfen mit Licht um uns.

 

Eine Woche bleibt mir noch im Oman, bis mein Visa abläuft. Theoretisch steht alles für meine Weiterreise nach Indien – das Visa ist geklärt, die möglichen Daten fürs Verschiffen stehen fest und der Preis ist ausgehandelt. Nur das Auto macht mir noch immer Sorgen.

Seitdem sich die Schrauber das Auto vorgenommen haben, läuft es ja ein bisschen besser und ich trete es nochmal ordentlich, damit Leo und ich ein Wochenende in den Bergen verbringen können.
Zurück zum Al Hajar Gebirge und zu einem anderen Teil vom Snake Gorge, diesmal direkt neben der Berg Oase Bilad Sayd.
Ich bin jetzt zum dritten Mal hier und jedes Mal aufs Neue völlig beeindruckt von der Gegend. Diesmal mit Kamerakram, sodass ich einige schöne Fotos einfangen konnte.

 

Dem Auto gefällt der Trip aber so gar nicht – für mich steht fest, dass der Plan mit Indien erstmal auf Eis gelegt werden muss, bis ich den Motor repariert haben lasse.
Dafür geht es für mich gegen Ende des Monats zurück in die Emirate.

Nach einem kurzen Abschied schwinge ich mich ins Auto und mache mich auf den Weg auf die gut 400km in Richtung Dubai.
Insgesamt neun Stunden brauche ich für die kurze Strecke, immer wieder muss ich anhalten und Flüssigkeit austauschen. Kurz hinter der Grenze mache ich Pause für die Nacht.
Die ersten 300km haben sieben Stunden gebraucht, auch mit der knappen Stunde an der Grenze ist das absolut keine Reisegeschwindigkeit. Meine Entscheidung ist auf jeden Fall die richtige, vorausgesetzt die Schrauber in Sharjah oder Dubai können mir helfen.
Alle möglichen Szenarien fliegen mir gerade durch den Kopf. Was ich genau mache steht für mich noch nicht fest, das wird sich in den nächsten Wochen aber hoffentlich herauskristallisieren.