Finnmark – Teil 1

Nach dem Finnischen Lappland kommt das Norwegische Lappland.
Ein Schwedisches Lappland gibt es natürlich auch, genauso, wie ein Russisches Lappland.
Weil mir die ganzen Grenzen dafür aber viel zu schwammig sind, orientiere ich mich an offiziellen Regionen. Nördlich vom Finnischen Lappland ist also Finnmark.

Eigentlich sollte das hier ein Beitrag werden, aber ich komme mit dem Bilder sortieren nicht ganz hinterher. Also folgt Teil eins von zwei.

Hinter der Grenze fällt mir auf, dass hier ja auf einmal eine andere Währung benutzt wird. Norwegische Kronen, lösen hier (noch) den Euro ab. Zehn Kronen sind etwa ein Euro, das gestaltet das wechseln im Kopf zum Glück recht einfach.
Ich komme an der ersten Tankstelle vorbei, Diesel kostet 16 Kronen.
SECHZEHN KRONEN!
Ich werde wahnsinnig. Vielleicht dauert meine Weltreise doch nur zwei Jahre, denn offensichtlich werde ich pleite sein, wenn ich aus Norwegen wiederkomme.
Im Vergleich zu Deutschland ist Kraftstoff noch nicht einmal so viel teurer. Im Supermarkt kostet alles mindestens das doppelte.
Ich wollte mich schon immer mal mehrere Wochen von Nudeln mit Ketchup ernähren…

Nun gut. Den ersten Schock überwunden, führt mich mein Weg in Richtung Vardø, dem östlichsten Punkt in Norwegen. Mich begleitet noch einige Kilometer der Grenzfluss zwischen Norwegen und Finnland, bis der sich in das Meer ergießt.


Wundervolle Wolkenspiele sehe ich heute Abend, während meiner ersten Berührung mit der Barentssee. Damit ich ein schickes Titelbild für den Beitrag hier bekomme, fahre ich eine kleine Schotterpiste hoch und posiere ein bisschen für den Selbstauslöser.

Ich fahre noch ein bisschen weiter an der Küste entlang – Hier ist ganz schön tote Hose.

Etwas später finde ich einen Rastplatz für die Nacht und friere mir beim Kochen noch gewaltig den Arsch ab. Hier sind leider keinerlei Bäume, die mich vor dem scharfen Wind schützen.
Nachts wird es hier entsprechend auch sehr kalt. Zum Glück habe ich mir vor der Reise einen neuen Winterschlafsack zugelegt. Zudem ist es im Auto ja auch windstill, das hilft immens.

Am nächsten morgen geht es in aller Frühe und aller Kälte weiter nach Vardø. Die Insel lässt sich über einen drei Kilometer langen Tunnel erreichen, der unter dem Meer liegt. Ein gruseliges Gefühl.
Verkehr ist hier auch noch immer keiner – als würde niemand hier leben.

 

Auf der Insel angekommen, führt mich mein erster Halt zum Hexenmahnmal, was auf der Insel errichtet wurde, um an die Hexenverfolgung und -verbrennungen im 17. Jahrhundert zu erinnern.

Der Eingang zur Gedenkhalle

Im Innenraum erinnern über 100 Gedenktafeln, mit detaillierten Beschreibungen zu den Beschuldigungen und Prozessen, an die einzelnen Opfer.
Fast alle wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Innenraum der Gedenkhalle

Hinter der Halle ist noch ein Pavillon errichtet, in dessen Innenraum eine ewige Flamme auf Eisernem Stuhl an die Scheiterhaufen erinnern soll.

Heißer Stuhl im Pavillon

 

Hui, das war düster.
Die Menschen haben sich das aber auch sehr leicht gemacht damals und einfach alles und jeden für diverse Gründe als Hexen beschimpft. So kann man sich auch von jeglicher Verantwortung lösen.

 

Auf der kleinen Insel steht noch die Vardøhus Festung.
Die habe ich fast übersehen, weil sie so winzig ist. Ich bin definitiv zu verwöhnt von Festungsanlagen, um das ordentlich wertschätzen zu können.

Die Vardøhus Festung

 

So spektakulär ist das Ostende von Norwegen nicht, also mache ich auf in Richtung Nordende.
Das Nordkapp steht als nächstes auf meiner Liste.

Das ist gute acht Stunden Autofahrt entfernt. Zum Glück habe ich mich für die langen Fahrten inzwischen mit Hörbüchern und Podcasts ausgestattet. Die versüßen mir die Zeit ganz gut.

Die Rentiere, die mich in Finnlands Norden immer wieder an der Weiterfahrt behindert haben, wurden hier gegen Schafe ausgetauscht. Die Laufen hier zuhauf herum und haben auch die Ruhe weg.

Der Weg zum Nordkapp führt mich vor allem über die Straße Fv98. Im Reiseführer ist die Straße als Panoramaweg ausgezeichnet. Dem wird die Strecke auch absolut gerecht.

Die Gegend und das wundervolle Gefühl, was die Strecke vermittelt, lassen sich ganz schwer in Fotos einfangen.
Vielleicht hilft ja etwas Prosa.

An und für sich ähnelt die Umgebung der Seenplatte in Finnland. Nur schlängelt die Straße hier nicht nur in der Horizontalen, sondern auch auf der Vertikalen hin und her und besticht nach jedem neuen Hügel, durch einen neuen fantastischen Blick auf die Umgebung.
Die ganze Gegend fühlt sich an, wie ein Plateau im Hochgebirge, da die Landschaft an und für sich von eher kargen Bergen und Hügeln gespickt ist. Allerdings bin ich nur wenige Meter über dem Meeresspiegel.
Die Barentssee lugt auch immer wieder zwischen den Hügeln hindurch.
Soweit das Auge blicken kann, rollen sich die Wolken Blau und Gelb und sehr niedrig über das Land. Das Licht, was so entsteht wirkt schon fast künstlich, so warm ist es.
Im Unterschied zur Küste gestern ist es außerdem völlig windstill – auch das hilft dem Zauber der Strecke enorm.
Zwischendurch schlängeln sich immer wieder ein paar größere und kleinere Flüsse durch die Landschaft, an deren Ufern sich immer wieder kleine Rentierherden entdecken lassen.

Ein paar Fotos habe ich geschossen, aber so wirklich, spiegeln die die Gegend nicht wieder.

 

Gegen Abend finde ich einen schönen Rastplatz, der mich nach dem Kochen mit einem tief-violetten Sonnenuntergang verwöhnt.

Ich fahre noch ein bisschen weiter und finde einen ausgesprochen schönen Platz für die Nacht – Dazu aber mehr in Teil zwei.