Die Lofoten

Nach einem viel zu langen Abend in Tromsø, stehe ich heute erst spät auf, um mich auf den Weg in Richtung Lofoten zu machen. Obwohl die Inselgruppe nur knapp 200 Kilometer entfernt ist, brauche ich den ganzen Tag, um in die Richtung zu gurken.

Die gut 400 Kilometer, die mich zu meinem ersten Ziel führen sollen, ziehen sich ohne Ende, da die Straße sich an die Fjorde anschmiegt und sehr, sehr kurvenreich ist. Ich schaffe heute nur knapp 300 Kilometer, bis die Dämmerung langsam hereinbricht. Weil ich lieber im hellen koche, suche ich schnell eine Schlafstelle und finde mit etwas Glück sofort einen fantastischen Platz, direkt am Ufer und mit einer kleinen Feuerstelle.

Ich koche schnell und sammel dann etwas Feuerholz. Ein paar Anwohner kommen noch mitsamt Hund vorbei und wundern sich ein bisschen, was ich denn hier mache. Stören tue ich hier zum Glück absolut niemanden.

Auch heute zeigen sich wieder Nordlichter, die ich noch lange beobachte. Das Feuer hält mich schön warm.

 

Am folgenden Tag stehe ich etwas früher auf, lege dafür aber eine längere Frühstückspause, bei bestem Wetter ein. Die Lofoten kommen näher und der Fjord lässt schon erahnen, welch wunderhübsche Landschaft mich erwartet.

Neben dem Frühstück, kümmere ich mich hier auch mal ums Auto. Vor gut einer Woche, in Finnland, hat sich nämlich der Auspuff vom Motorblock gelöst, als ich durch ein besonders tiefes Schlagloch gefahren bin. Dabei muss auch ein Dichtungsring verloren gegangen sein, was eigentlich an die Stelle gehört.

Die Verbindung ist (scheinbar) nur gesteckt. In Finnland habe ich Motor und Auspuff dann wieder aneinander gesteckt, bislang hat das auch ganz gut gehalten. Ich habe eigentlich gehofft, die zwei Stifte, die zur Verbindung benutzt werden, gegen Schrauben mit Muttern austauschen zu können. Die Stifte sind allerdings angeschweißt, da kann ich also nichts bewegen.

Ich lasse alles beim Alten und kümmere mich um die nächste Baustelle. Die Seilwinde ist nämlich immer noch nicht angeschlossen und bislang nur Dekoration an dem Auto. Das ändert sich im Verlauf der nächsten Stunde, Die Sicherungsbox verstaue ich Wassergeschützt und verlege die Kabel im Motorraum, der zum Glück sehr geräumig ist.

Etwas später funktioniert die Winde wie gewünscht. Sehr schön.

Ich stelle fest, dass ich dringend Motor- und Getriebeöl nachfüllen muss, die Aufgabe nehme ich mit zum nächsten großen Supermarkt.

Weiter gehts!

 

Ich starte am nördlichen Zipfel der Lofoten, in der Nähe von Nykvåg. Hier gibt es wohl jede Menge Papageientaucher, Seeadler und sonstige Vögel zu erhaschen.

Vor Ort finde ich heraus, dass die Vögel auf irgendeinem der Felsen, die nur per Boot erreichbar sind, hausen. Mist.

Ich mache das beste aus der Situation und wandere auf den nächsten Berg. Der erstreckt sich immerhin 300 Meter über einer Bucht und bietet mir einen herrlichen Blick über das europäische Nordmeer.

 

Als nächstes steht Henningsvær auf meinem Plan. Das „Venedig Norwegens“, wie der Reiseführer den Ort ganz bescheiden beschreibt. Ich frage mich, ob der Autor jemals in Venedig war…

Ich komme am Abend an und werde empfangen von einem sehr hübsch gelegenen Ort. Henningsvær hat ein sehr außergewöhnlich gelegenes, kleines Fußballfeld, was ich schon häufiger auf Fotos gesehen habe. Hier ist das also!

So langsam wird es Nacht, das kommt dem kleinen Ort aber nur zugute, der ein wunderbar beleuchtetes Ufer vorweisen kann.

Ich beschließe, am nächsten Morgen den Berg zu besteigen, der sich da im Hintergrund auftürmt. Angeblich gibt es auch einen Wanderweg da hoch.

 

Tatsächlich, am nächsten Morgen finde dich den beschriebenen, sehr abenteuerlichen Weg in Richtung Gipfel.

Etwas unterhalb lässt sich ein toller Blick auf die Inselgruppe werfen, die dem Ort seinen Spitznamen verleiht. Mit Venedig hat das trotzdem wenig zu tun.

Henningsvær, „Venedig Norwegens“

 

Der Blick von hier oben ist auch in die anderen Richtungen ganz fantastisch. Wenngleich etwas diesig.

 

Ich fahre weiter in die lange Sackgasse herein und erhasche jede Menge toller Blicke. Wäre das Wetter etwas besser, hätte ich wohl ein paar Fotos mehr von der fantastischen Landschaft gemacht. Es bleibt aber den ganzen Tag recht grau.

 

Wenige Kilometer vor dem letzten Ort der Lofoten, mit dem einfachen Namen „Å“, gabel ich noch einen Anhalter auf.

Ludwig, aus Berlin, hat noch zwei Tage in Norwegen, bevor der Rückflug in Richtung Heimat ansteht.
Trotz der voranschreitenden Uhrzeit, hat er den ehrgeizigen Plan, heute noch einen der Südlichsten Gipfel der Lofoten zu besteigen.
Weil ich sowieso nichts großartig vorhabe, schließe ich mich an.

Auf den knapp 800 Meter hohen „Mannen“, führen keine Wanderwege. Das gestaltet das Besteigen etwas kompliziert.

Die ersten Kilometer sind zwar in Theorie eben, gestalten sich aber trotzdem sehr anspruchsvoll. Wir wandern durch sehr, sehr matschiges Gelände, was sich abwechselt mit dichtem und steinigem Birkenstrauchwald. Dafür werden wir immer wieder mit tollen Blicken auf den See belohnt, der zwischen Parkplatz und Gipfel steht.

Irgendwann beginnt dann endlich der eigentlich Aufstieg.

Wir schaffen es bis auf etwa 600 Meter, beschließen dann aber, dass wir den Gipfel nicht mehr in Angriff nehmen. Die Sonne steht schon sehr tief und verspricht bald unterzugehen. Immerhin schaffen wir es bis auf den Grat, der uns einen sagenhaften Blick auf die andere Seite gewährt.

In Richtung Südwesten.

 

Wir finden außerdem ein Steinmännchen, wir sind wohl nicht die ersten, die den Weg hier hoch gewagt haben.

Hinter dem See steht das Auto – 3 Kilometer Luftlinie und 600 Höhenmeter entfernt.

Ludwig

 

Der Rückweg gestaltet sich mit zunehmender Uhrzeit immer schwieriger. Vor dem Aufstieg haben wir beide nur eine Kleinigkeit gegessen, das Licht verschwindet immer schneller und die Laune sinkt entsprechend.

Der Weg zieht sich noch ewig. Der Abstieg ist noch im Hellen, aber geht sehr auf die Beine. Unsere Konzentration lässt nach und wir treten immer mal wieder daneben. Ich knicke um, was aber zum Glück größtenteils von meinem Wanderschuh abgefangen wird. Trotzdem soll ich noch eine gute Woche Spaß mit meinem Fußgelenk haben.

Die gut drei Kilometer, die der Parkplatz noch entfernt ist, helfen nicht unbedingt.

Auf dem Weg schwindet das Licht dann irgendwann vollständig und wir beginnen uns vor lauter Hunger über Essen zu unterhalten. Das hebt zwar die Moral, hilft aber nicht unbedingt gegen Hunger.

Irgendwann kommen wir dann aber doch an und fahren, nach einem kurzen Ausflug zu zwei Supermärkten, in die Nähe von Ludwigs Zeltplatz. Wir kochen sehr (sehr) viel Spaghetti mit gut gewürzter Tomatensoße und verbrennen uns fast die Münder vor lauter Gier.

Danach, Mitternacht ist nicht mehr weit weg, trennen sich unsere Wege.

Ludwig verbringt eine letzte Nacht auf den Lofoten, bevor seine Fähre morgen in aller Frühe in Richtung Flughafen losfährt, ich finde einen Schlafplatz und habe überhaupt keine Schwierigkeiten einzuschlafen.

 

Der nächste Tag verspricht besseres Wetter, der Landschaft kommt das zugute. Die vielen Berge der Lofoten klemmen sich zwischen das strahlende Blau vom Himmel und das Tiefblau vom Meereswasser.

Die Fahrt gestaltet sich entsprechend angenehm.

Ein letzter Blick auf den Lofoten

 

Mit guter Laune geht es heute die ersten, der vielen Kilometer, in Richtung Süden.

Am Abend gibt es noch einen fantastischen Sonnenuntergang, Inzwischen bin ich kurz hinter Narvik und damit offiziell runter von den Lofoten.

Sonnenuntergang bei Narvik