(M)ein Geländecamper

In den letzten Jahren bin ich viel gereist. Angefangen mit Thailand und Neuseeland, hat mich eine Reiselust gepackt, die sich in letzter Zeit immer weiter gefestigt hat. Die Welt kennen lernen, das ist mein grober Plan.

Das geht allerdings nicht von heute auf morgen, stellt sich Raus, die Welt ist ziemlich groß.

Also, Stück für Stück.
Wenn alles gut geht, dann kann ich dieses Jahr noch stolz berichten, einmal in jedem Land Europas gewesen zu sein.
Das hängt allerdings stark von den Flugpreisen nach Monaco und San Marino ab – Die beiden fehlen mir nach meiner aktuellen Reise noch.

Um auch den Rest der Welt in Angriff nehmen zu können, werde ich wohl ab nächstem Jahr meinen Job aufgeben und das Reisen in etwas größerem Stil antreten.
Mein aktueller Plan sieht so fünf Jahre vor. Das darf sich aber ändern. Vielleicht hab ich ja nach Woche zwei schon keine Lust mehr und drehe um.

Nach einem Abstecher nach Island, habe ich den Beschluss gefasst, die Aktion mit einem fahrbaren Untersatz in Angriff zu nehmen.
Die meisten, die längere Zeit mit einem Auto verreisen und darin leben, bauen sich einen Transporter, oder einen Bus um. Mir sind die alle nicht geländegängig genug.
Ich habe mich deshalb für einen Geländewagen entschieden.
Da ich geplant habe eine Matratze in den Kofferraum zu legen, war die Auswahl sowieso schon ziemlich eingeschränkt:
– Landrover Defender 110
– Toyota Landcruiser
– Hyundai Terracan

Die ersten beiden sind mir in gebraucht deutlich zu teuer, also habe ich mich im Oktober 2016 auf die Suche nach einem günstigen, gebrauchten Terracan gemacht.
Gesucht, gefunden. Einen guten Monat später war ich stolzer Besitzer von einem Schwarzen Terracan:

Der hat zwar schon 261.000 km runter, aber dafür „nur“ 3.000,- € gekostet.
Kurz nach Autokauf hab ich dann auch gelernt, warum „Auto“ mit „Au“ anfängt.
Für die diversen anstehenden reparaturen und überholungen (vor allem vom Motor) habe ich dann nochmal gut 3.000,- € hingelegt. Kein wunder, dass der so vergleichsweise günstig war.
Naja, immerhin weiß ich jetzt sehr genau, was Auto für potentielle weh-wehchen hat und wo ich erstmal nichts mehr nachbessern muss.

Weiter im Text: Den Umbau in Angriff nehmen.
Bevor da irgendwas passiert, muss da erstmal ein Frontschutzbügel dran. Man soll ja auch erkennen, dass das ein Geländewagen ist.
Die dinger kosten für den Terracan aber so um die 500,- €.
„Das krieg ich auch selbst irgendwie hin“ hab ich mir gedacht und mir kurzerhand den erstbesten Bügel vom Schrottplatz geholt, den ich gefunden hab.
Ran ans Werk:

Erstmal den ganzen Kram vorne abmachen.

Einmal testansetzen – passt.

Die Roststellen abschmirgeln und Sprühlackieren.

Jede menge Schrauben und ein paar Bauhaus-Winkel später.

Wie dafür gemacht… Die Winkel sind inzwischen durch ordentliche Stahlwinkel ersetzt worden – da bewegt sich jetzt nix mehr! (Sieht auch nicht mehr so scheiße aus)

 

So! guter Anfang, aber zum drin wohnen reichts leider noch nicht. Dafür muss der Innenraum mal.. weg.

Sitzbank raus.

Teppich raus.

Ekelhafte Teppichreste raus.

Die Plastikverkleidung hab ich auch rausgeworfen, da gibt’s kein Bild von.
Zwei Fotofaule Monate Später – Der Innenausbau geht voran. Inzwischen ist der Boden komplett Isoliert und mit Holz ausgelegt.
Außerdem ist der Bettkasten fertig und das Lattenrost kann theoretisch schon rein (wenn das nicht so mega im Weg wäre):

Blick von der Fahrerseite.

Blick von Hinten – hier kann man auch die Fehlende Seitenverkleidung sehen, oder eben nicht.

Apropos Seitenverkleidung: Das Loch da rechts kann man bestimmt wunderbar als Ablage für irgendwas benutzen. Und weil ich direkt zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen will, habe ich mir einen Wechselrichter gekauft, mit dem ich aus der Autobatterie 220V Wechselstrom machen kann. Der wird da direkt mit eingebaut:

Wechselrichter und Pappmodell.

Und vom Pappmodell zur Fertigen Verkleidung. Die Steckdose ist in dem Kasten auf der Rechten Seite.

Und wo wir schon dabei sind, die Verkleidung für die andere Seite.

 

Zum Thema Stauraum.
Unter dem Bettkasten ist inzwischen eine Schublade verbaut. Neben das Bett, an die Linke Seite kommt ein Regal. Das reicht aber definitiv nicht, um alles, was man so für ein paar Jahre braucht, mitzunehmen.
Der Innenraum ist allerdings schon voll, also muss ein Dachträger her.

Mit viel Glück, habe ich den dann auch gefunden.

Fehlen noch ein paar Boxen, tadaaa, fertig.

Damit der Innenraum nicht ganz so eintönig ist und ein bisschen Wasserbeständiger wird, habe ich beschlossen da noch ein bisschen PVC ranzuklatschen.

Auf der linken Seite ist inzwischen auch der Radkasten abgedeckt.

Ein bisschen Elektronik muss noch in die Mittelkonsole, damit das Handy/Navi auch mit Strom versorgt werden kann:

Einmal in unordentlich.

Und in aufgeräumt und mit Halterung.

 

Um fürs Kochen versorgt zu sein, muss noch Platz für eine Gasflasche her, die kommt unter die zukünftige Arbeitsplatte:

Hätte ich ein Foto von der Arbeitsplatte gemacht, dann wäre das jetzt hier.
Stattdessen gibt’s ne Seilwinde, die gehört ja auch zu einem ordentlichen Geländewagen dazu:

Kurze Zeit später ist auch das Regal endlich fertig, mit Lattenrost und Matratze sieht das schon fast wohnlich aus:

Fehlt noch ein bisschen Sichtschutz, in Form von Gardinen (Danke, Mama!) und ganz wichtig, eine Zimmerpflanze:

Dann kann’s ja losgehen!

So die Idee, allerdings macht das Auto auf der Jungfernfahrt direkt Probleme.
Auf dem weg nach Polen, kurz vor Potsdam, nimmt der Terracan auf einmal kein Gas mehr an und wir sind auf der Autobahn gestrandet:

Der ADAC spendiert uns netterweise eine Nacht im Hotel in der Nähe der Werkstatt, die uns dann erklärt, dass der Terracan quasi Serienmäßig ab bestimmten Geschwindigkeiten überhitzt und wir den nicht hätten über mehrere Stunden mit 160 über die Autobahn jagen sollen…
Effektiv ist einfach das Kühlwasser verkocht, der Motor nimmt dann als Schutzmechanismus einfach kein Gas mehr an.
Gut zwei Liter Kühlflüssigkeit später kann es weiter gehen, in Richtung Danzig.
Hier lernen wir, dass der Trick ist, das Kühlwasser auch in den richtigen Behälter zu gießen. Eine äußerst nette Werkstatt kurz hinter Danzig hat uns den Motor ausgelesen und nochmal jede Menge Kühlwasser nachgekippt und und 20€ später winkend verabschiedet.

Mit dem neu gewonnen Wissen geht es erst vorsichtig, dann immer selbstbewusster weiter. Bis dato (~4.000 km weiter) gibt es keine weiteren Probleme.
Toi toi toi!