Kazbegi und Borjomi

Während der Fahrt in Richtung Stepanzminda schlängeln wir uns durch wahnsinnig schöne Landschaften. Alleine für die klaren Blicke in die Gegend hat sich der Weg zurück in den Norden schon gelohnt!


 

In Stepanzminda versteckt sich unser Hostel in Mitten des Wohngebietes, auf der anderen Flussseite des Ortes.
Mit knapp 2.500 Einwohnern brauchen wir trotzdem nur fünf Minuten ins „Stadt“-Zentrum.

Marco und ich sind gut hungrig und schlagen uns hier bei Dämmerung ordentlich die Bäuche voll.
Morgen wollen wir hoch zur Kirche und nachschauen, wie der Weg in Richtung Gletscherzunge weitergeht. Die steht übermorgen auf dem Plan, den wir gerade gemeinsam schmieden.

 

Am nächsten Tag ist es eher regnerisch. Wir sind dank den Regenjacken auch ziemlich verschwitzt, als wir oben an der Kirche ankommen. Leider verdeckt eine dicke Wolke den Kasbek, die macht auch keine Anstalten sich zu bewegen. Marco und ich schauen uns noch an, wo wir denn morgen herlaufen müssen, um zum Gletscher zu kommen und machen uns dann zügig wieder auf den Rückweg.
Der Regen hört pünktlich mit erreichen des Hostels auf.
Heute lehne ich mich vor allem zurück und schreibe ein wenig mit der Heimat. Julian kommt mich wohl Ende August / Anfang September hier besuchen (Yeah!).

Wir kochen gemeinsam mit den anderen Hostel-Gästen und verbringen den Abend zusammen, für unsere Wanderung morgen schließen sich noch Marta und Natalie an. Marta kommt ursprünglich aus Polen, arbeitet allerdings in Berlin und kann entsprechend gut deutsch sprechen. Natalie ist aus China und spricht ein bisschen Englisch, die anderen drei Gäste kommen aus Russland. Tim ist schon etwas länger hier und erzählt uns ein bisschen was über den Weg. Der reine Aufstieg bis zur Gletscherkannte ist mit 6-7 Stunden veranschlagt, vom Hostel aus sind es 1.600 Höhenmeter, bis auf 3.300.

Gut erholt brechen wir am nächsten Morgen so gegen 10 Uhr auf. Laut Wetterbericht soll es ab mittags anfangen zu regnen, stattdessen wird der Himmel aber immer klarer und das Wetter wird mit jedem Kilometer besser.

Wir sind also ziemlich gemütlich unterwegs und erhaschen so gegen 14 Uhr das erste mal den Gipfel, der bis gerade noch wolkenverhangen war.

Wir werden unterwegs immer wieder von einem Schweizer / Georgischen Pärchen überholt, der Mann ist fast die ganze Zeit am telefonieren. Ich frage mich, was der wohl wichtiges macht, dass der hier oben so busy ist.
Etwas später lernen wir, dass die Hütte, die so dekorativ vor den Berg gesetzt wurde, den beiden gehört.
Die „AltiHut 3.14“ ist gerade in den finalen Phasen der Fertigstellung und soll ab Juli Gäste empfangen können.
David und Martina führen uns durch das Haus, wir dürfen den aktuellen Stand begutachten und ich frage David, ob die hier oben Unterstützung gebrauchen können. Sowohl beim Innenausbau, als auch zur Eröffnung, gegen Kost und Logis. David freut sich über mein Angebot und wir tauschen unsere Kontaktdaten und ich werde wohl in nicht allzu ferner Zukunft anfangen auf 3.014m zu arbeiten.
Sehr cool!

Für uns geht es nach dieser langen Pause noch 300m weiter nach oben, wo wir dann endlich unser Ziel, die Gletscherkante erreichen.
Leider gibt es keine Bruchkante, bei der wir das tiefe Türkis vom Eis sehen können. Ab hier beginnt aber die Schneedecke, die sich noch weitere 1.700m in die Höhe, auf den Gipfel schlängelt.
Marta und Natalie verabschieden sich hier oben von uns, die machen sich auf den Rückweg. Inzwischen haben wir auch knapp 17 Uhr, um 20 Uhr ist Sonnenuntergang und wir sollten entsprechend pünktlich im Tal sein.
Marco und ich wollen aber noch ein paar Meter weiter, zur Wetterstation, auf 3.750.
Leider machen Marcos Schuhe das nicht so wirklich mit, so dass er auch nach ein paar Metern umkehrt. Ich stapfe also alleine weiter in die Richtung.

Belohnt werde ich mit wundervoller Aussicht und blendend weißem Schnee.
Wie der Marienkäfer es bis nach hier geschafft hat, ist mir ein Rätsel. Ich stecke den kleinen Krabbler in die Hosentasche, um in dann später irgendwann im Grünen auszusetzen.

50m unter der Wetterstation ist für mich auch Ende. Die Wetterstation ist gleichzeitig eine große Hütte, die bislang als Ausgangsbasis für Kasbek-Besteigungen gilt.
Weiter gehe ich nicht mehr, da wir inzwischen 18 Uhr haben und ich auch irgendwann wieder runter muss.

Der Abstieg geht ziemlich zügig, die Schneefelder lassen sich sehr schnell entlanggleiten, der Rest ist kontrolliertes Fallen. Skier wären hier echt praktisch! (Und Ski fahren können – aber wie schwer kann das schon sein?!)
Kurz vor der Kirche hole die drei wieder ein und wir laufen den Rest gemütlich nach unten.
Für Marco und mich geht’s jetzt erstmal in ein wirklich leckeres Restaurant, in dem wir uns die Bäuche absolut vollschlagen. Danach gibt es noch einiges an Wein im Hostel!
Wir schlafen heute Nacht auf jeden Fall sehr gut.

 

Marco und ich wollen weiter nach Borjomi fahren, in Kazbegi wird das Wetter wohl ziemlich mies in den nächsten Tagen. Borjomi ist ein Nationalpark im kleinen Kaukasus. Marta hat Lust sich uns anzuschließen, also geht’s am Morgen zu dritt los in Richtung Borjomi. Marco und Marta wechseln sich mit dem „Rücksitz“ ab, gerade in den Serpentinen ist das wohl nicht ganz so bequem auf meiner Matratze. Der Gepäckhaufen da hinten hilft dem Komfortfaktor wohl auch nicht.

Wir kommen mal wieder vorbei an der Burgruine Ananuri, diesmal schaffe ich es auch ein Foto von etwas weiter weg zu schießen.

 

Unsere erste längere Pause machen wir in der Nähe von Gori, bei der Höhlenstadt Uplistsikhe. Die Mittagshitze ist ein bisschen erschlagend und ich entdecke, dass ich mir gestern beide Waden völlig verbrannt habe. Autsch.
Glücklicherweise gibt es in dem Komplex genug schattige Orte – ich sollte ab sofort allerdings mit langen Hosen rumlaufen.

 

Meine Klimaanlage kann gegen die pralle Sonne und die gut 30° auch nicht so wirklich gegenarbeiten, immerhin habe ich keine Probleme mit der Motorkühlung, die ich bei der Hitze auf der sonnigen Schnellstraße schon fast erwartet habe.

Am Abend kommen wir dann endlich in Atzkuri an, einem sehr kleinen Ort mit dem Guesthouse „Nika & Giorgi“, benannt nach den beiden Söhnen der Inhaberin, Maya.
Maya ist eine unglaublich Gastfreundliche Frau, die gemeinsam mit ihrem Mann, Nugzar dieses Gästehaus betreibt.
Wir gehen ein bisschen in der Essensmenge unter, die Sie uns hier auftischt – bestimmt 12 verschiedene Teller, gefüllt mit Tapas-artiger, georgischer Kochkunst. Dazu gibt es jede Menge hausgemachten Wein. Das Essen ist wahnsinnig lecker, der Wein ist auch ziemlich süffig.
Wir verbringen gefühlt die ganze Nacht mit Essen und Trinken.
(Später stellt sich heraus, dass Maya sich das auch ganz ordentlich bezahlen lässt – aber Wert ist es das trotzdem!)

 

Am nächsten Morgen brechen wir gut bepackt auf ins Innere des Nationalparks. Wir machen eine zweitägige Wanderung und wollen heute eine kleine Berghütte erreichen.
Nugzar fährt uns noch zum Nationalpark-Eingang und arrangiert, dass auf der Hütte ein paar Kartoffeln auf uns warten, die wir in den kleinen Geschäften hier leider nicht bekommen konnten.

Los geht’s!
Die Gegend ist mal wieder wunderschön.

Leider werden wir unterwegs von heftigen Regenschauern erwischt – ganz entgegen der Wettervorhersage, aber das scheint hier so ein Trend zu sein.
Wir treffen unterwegs noch zwei Schäfer, die gerade auf dem gleichen Weg wie wir sind. Als wir den Beiden das Zweite mal begegnen, werden wir an deren Lagerfeuer eingeladen. Das kommt uns ziemlich entgegen und wir verbringen mit den beiden eine viertel Stunde, in der wir uns aufwärmen und unsere Sachen ein wenig trocknen können.
Marta spricht neben Deutsch, Englisch und Polnisch auch Russisch und kann sich damit mit fast jedem in Georgien unterhalten. So auch mit den beiden Schäfern, hier scheint nämlich absolut jeder neben Georgisch auch Russisch zu sprechen.

Irgendwann findet der Regenschauer auch ein Ende und wir wandern weiter. Endspurt!

Wir kommen eine halbe Stunde später an der kleinen Hütte an. Eine gruppe von vier jungen Georgiern ist auch hier und wir gesellen uns zu der lustigen Runde.
Wir packen die zwei Liter Wein aus, die Jungs ihren selbst gebrannten Chacha und wir quatschen viel und wild durcheinander. Immer wieder ersticken die Regenschauer unsere Bemühungen, ein Feuer zu starten. Der letzte Regen des Tages ist so heftig, dass es danach überhaupt kein trockenes Holz mehr gibt.

Kurze Zeit später erreicht noch eine völlig durchnässte Gruppe australischer Mädels die Hütte. Die bleiben allerdings unter sich. Irgendwann fliehen Marco und ich auch ins Haus, die Jungs sind auch uns inzwischen etwas zu anstrengend.

Gegen halb Elf ist es endlich dunkel und klar genug draußen, dass sich der Sternenhimmel zeigt. Für mich geht’s raus in die Kälte. Wir haben Neumond und entsprechend kann man vor lauter Sternen die üblichen Sternbilder nicht mehr ausfindig machen.

Ich muss mich mal ein bisschen intensiver mit Astrofotografie auseinandersetzen. Da geht noch was!

 

Am nächsten Morgen kriegen wir dann nach einiger Zeit endlich ein Feuer ans brennen. Wir trocknen noch Schuhe und Socken, bevor wir dann endlich aufbrechen. Ich hab meine Wandersocken leider angeschmort – Das Plastik ist verhärtet und die Socken sind leider unbrauchbar geworden. Ein paar Kilometer versuche ich trotzdem, dann resigniere ich aber und nehme dankbar ein Paar von Marco an. Der war im Unterschied zu mir schlau genug, ein zweites Paar mitzunehmen.
Die Sonne lugt immer wieder zwischen den Schönwetterwolken hervor und können herrliche Panoramas auf unserem Weg bestaunen.

Der Abstieg zieht sich noch recht lange und wir kommen am Abend erschöpft und hungrig am Guesthouse an.
Inzwischen gibt es hier auch ein paar mehr Gäste – alle deutschsprachig. Wir haben wieder mal ein Festessen und tauschen uns über alles mögliche aus (Also der übliche, deutsche, höfliche und furchtbar oberflächliche Smalltalk)

Marco und ich verabschieden uns so gegen halb zehn von der Runde und insbesondere von Marta. Für uns geht es jetzt noch zurück nach Tbilisi – Marco möchte vor seinem Heimflug noch ein bisschen von Tbilisi sehen, ich möchte morgen am „RockIt“ Teilnehmen, eine Kletterveranstaltung im Botanischen Garten.
Marta bleibt noch ein paar Nächte hier, bevor Sie in Richtung Batumi weiterfährt.

Mitten in der Nacht kommen wir dann endlich in Tbilisi und in unserem Hostel, „Parallax“ an.
Wir fallen ziemlich erschöpft in unsere Betten.
Ich sollte mich mal ein paar Tage schonen – meine Füße sind völlig Übersäht mit Wunden vom Wandern in nassen Socken. Wie gut, dass morgen klettern auf dem Programm steht…