Entschleunigung (Jetzt aber)

In Tbilisi versuche ich nochmal ernsthaft meinen initialen Plan in die Tat umzusetzen – Alles etwas langsamer anzugehen und ein bisschen mich (und meine Füße) zu entspannen.
Ab Morgen…

Mit genug Blasenpflastern und Tape an den Füßen ziehe ich heute los in Richtung Botanischer Garten. Der ist riesig!
Gute 20 Minuten bin ich vom Eingang aus unterwegs, bis ich die Wände erreiche, die wirklich wie gemacht fürs klettern sind!
Ich war letzte Woche schon in einer der Kletterhallen in Tbilisi und habe schon ein paar Leute kennengelernt, die ich jetzt hier wieder treffe.
Ich bin den ganzen Tag am klettern.
Irgendwann gegen 20 Uhr ziehen dann aber dicke Gewitterwolken auf und die gut hundert Leute verlassen schon fast fluchtartig den Ort.
Zu spät!
Das dicke Gewitter fängt wenige Minuten später an, ich bin noch mitten im Garten. Richtige Unterstellmöglichkeiten gibt es hier nicht, die Bäume helfen auch nur bedingt.
Als ich dann endlich draußen bin, bin ich kletschnass – immerhin die Schuhe sind halbwegs trocken geblieben.

Marco und ich treffen uns am Hostel wieder und gehen noch einen sehr, sehr leckeren Burger Essen, bevor wir uns in ein paar Kneipen begeben.
Lange mache ich heute aber nicht – dafür bin ich deutlich zu fertig.

 

Den kommenden Tag verbringe ich quasi bewegungslos im Hostel. Ich bearbeite ein paar Fotos, schreibe ein wenig und vertrödel meine Zeit am Computer. Sehr angenehm!
Am Abend beginnt wieder mal ein wahnsinniger Gewittersturm. Marco und ich flüchten in den Gemeinschaftsraum – es tropft ein bisschen von der Decke.
Bis kurz nach zwei Uhr vertrödeln wir hier die Zeit. Marcos Rückflug in Richtung Schweiz geht um 04.30 Uhr. Das Gewitter ist pünktlich zu Ende und ich begleite Marco noch zum Taxistand, wo wir uns voneinander verabschieden.
Ich falle totmüde ins Bett. Offenbar waren die letzten paar Tage und Wochen ziemlich anstrengend.

Einen weiteren Tag verbringe ich noch ähnlich ereignislos in Tbilisi, Am Nachmittag und am Abend hab ich aber zwei nette Verabredungen, sodass ich nicht völlig regungslos bin heute.

 

Mein Bewegungsdrang setzt wieder ein bisschen ein. Ich mache mich auf den Weg in Richtung Batumi. Marta hat mich eingeladen ein paar Tage mit ihr an der Schwarzmeerküste zu verbringen.
Da will ich sowieso hin, um so schöner, wenn wir uns dann nochmal wiedersehen können.

Kurz hinter Tbilisi gabel ich einen Anhalter auf, ein Russe aus St. Petersburg, der nur ein paar Jahre älter ist als ich, aber schon ziemlich krasse Sachen erlebt hat.
Einer der ersten, erfolgreichen Feuerjongleure aus Russland, der mir seine ziemlich wilde und spannende Geschichte erzählt.
Ich erinnere mich an meine Zeit in der Jonglierszene und bohre neugierig nach.
Während einer unserer Pausen kriege ich eine kleine demonstration (allerdings Feuerfrei).
Ganz schön beeindruckend!

Der Weg nach Batumi zieht sich trotzdem ewig hin. Nach insgesamt sieben Stunden lasse ich Mikhail in Batumi raus. Ich fahre noch eine weitere Stunde, bis ich in Gonio bin, eine kleine Stadt im Süden von Batumi.

Hier fängt jetzt das richtige Entspannungsprogramm an. Ich bin mit Marta erstmal am Strand verabredet, wir sind in einem Gästehaus in der Nähe untergebracht, heute und morgen bewegen wir uns eigentlich nur zwischen diesen beiden Orten hin- und her.
In dem Haus gibt es neben uns noch die Familie, die das Gästehaus betreibt und eine Familie mit einem kleinem Kind. Der Abend ist geprägt von Wein und Musik, der Tag vom Nichtstun am Strand.
Das Wasser ist ziemlich warm und sehr, sehr sauber.

Am Nachmittag nehmen wir noch an einem kleinen Kachapuri-Workshop teil, den die Gastgeberin mit uns durchführt. Die sind erstaunlich einfach zu Backen und landen in meinem imaginären Reise-Rezeptebuch. Vielleicht sollte ich anfangen die Sachen aufzuschreiben, die ich so unterwegs aufschnappe.
Vielleicht…

Am Abend legt sich die Sonne, nachdem Sie den ganzen Tag brühend heiß am Himmel gestanden hat, wunderbar kitschig ins Schwarze Meer.

 

Hier finde ich auch endlich Zeit die Kiste neu zu befestigen, die sich vor drei (?) Wochen, in der Nähe vom Elbrus gelockert hat. Der Spanngurt kann endlich wieder eingepackt werden, im Anschluss geht’s für uns nach Batumi.

An der Küste in Batumi gibt es einen ewig langen Boulevard, der sich fast um die ganze Küstenseite der Stadt legt. Ein kleiner Tierpark findet hier auch Platz.

Außerdem können wir ein paar Kindern beim Einüben eines der georgischen Tänze zusehen. Ich bin nicht wirklich neidisch auf die trachten, die die kleinen tragen. Es ist brühend heiß.

An sonsten wird die Stadt von riesigen, wirklich hässlichen Hochhäusern definiert. Immerhin die Altstadt hat aber ein paar schöne Ecken zu bieten.

Nach dem kurzen Ausflug nach Batumi machen wir noch einen Abstecher zum Mtirala National Park. Glücklicherweise ist die Kiste oben jetzt fest, der Straßenbelag ist nämlich nonexistent.
Einer der Nationalparkwächter dreht uns noch einen seiner ausgesprochen leckeren Hausweine an, nachdem wir einen guten halben Liter davon „probiert“ haben. Martas Russisch ist mal wieder enorm hilfreich!

Wir wandern eine kurze Runde durch den tropischen Park, vorbei an erstaunlich gut besuchten Sehenswürdigkeiten (Ein Wasserfall und ein kleiner See).

Der Himmel verdunkelt sich aber so langsam, wir evakuieren uns ins Auto und fahren wieder zurück in Richtung Gonio. Unterwegs gibt’s mal wieder einen heftigen Regenschauer und mein Auto überhitzt das erste mal seit drei Wochen. Vielleicht sollte ich weniger sportlich fahren…
In Tbilisi habe ich inzwischen auch Kontakt zu einem Schrauber, der kann sich dass ja dann nochmal anschauen.

 

Es ist Samstag früh, Martas Rückflug nach Berlin startet in Kutaisi, am Sonntag, um 6:30 Uhr.
In Kutaisi gibt es noch ein paar Sehenswürdigkeiten, die wir noch anfahren möchten.
Wir verabschieden uns von den anderen in dem Gästehaus und machen uns auf den Weg.
Unser erstes Ziel, den Okatse Canyon, erreichen wir am Mittag.

Der Canyon ist gut erschlossen und ein etwa zwei Kilometer langer Steg schlängelt sich hier spektakulär an dem Felsen entlang. Die Aussicht ist wirklich schön. Leider ist das hier nicht so wirklich ein Geheimtipp. Neben uns gibt es Busladungen anderer Touristen. Vor allem Schulklassen (oder sowas in der Richtung), die hier pöbelnd entlanglaufen. Was 15 jährige Jungs halt so machen.

Wir finden nach dem Rückweg noch ein schönes Café, in dem wir abschließend lecker essen können, bevor es weiter zur nächsten Attraktion der Gegend geht.
Die Prometheus-Höhle ist eine der größten Höhlen Georgiens und die größte Tropfsteinhöhle des Landes. Klaustrophobie bekommt man hier jedenfalls nicht, die verschiedenen Hallen sind riesig!
(Stellt sich raus, die passende Phobie wäre die Agoraphobie – Platzangst)
Ich bin jedenfalls sehr beeindruckt von den Formationen und der Höhle im Allgemeinen!

 

Nach einem kurzen Abstecher nach Kutaisi finden wir einen schönen Platz für die Nacht in der Nähe des Flughafens.
Viel Zeit bleibt uns also leider nicht mehr zusammen, die verbringen wir aber wundervoll unter langsam aufklärendem Himmel.

Ein paar Stunden Schlaf später fahren wir die wenigen Kilometer zum Flughafen, wo wir uns lange verabschieden.

Ich habe in den letzten Tagen ausgesprochen schöne Erinnerungen gesammelt.