Kleinkram in Tbilisi

Seit letzter Woche stecke ich in Tbilisi – Außergewöhnliches passiert hier nicht viel, die Fotografie pausiert gerade ein bisschen.

So ein Tagebuch funktioniert allerdings nur, wenn auch gelegentlich der ein oder andere Tag beschrieben wird. Also soll jetzt ein etwas nüchterner Beitrag folgen.

 

Ich komme am Sonntagabend mal wieder in Tbilisi an. Verkehrsmäßig ist es wie immer sehr chaotisch, ich passe mich den lokalen Fahrsitten aber inzwischen ganz gut an und lasse mich weder von dem ständigen Gehupe aus der Ruhe bringen, noch von den Polizei- und Krankenwagen, die hier absolut immer mit Blaulicht durch die Gegend fahren.

Die nächsten paar Tage niste ich mich wohl in einem Hostel ein, es gibt ein bisschen was zu tun.
Die untere Preisgrenze für ein Dorm-Room liegt hier bei etwa 3,5 €. Das ist ja deutlich günstiger, als irgendwelche Mieten. Sehr gut!

Die meiste Zeit verbringe ich am Montag mit Fotos bearbeiten und Schreiben. Ich bin bestimmt nicht der beste Autor, entsprechend viel Zeit brauche ich, um die Seite hier halbwegs aktuell zu halten. Aber ich hab Spaß an der Sache, das hilft enorm.

Abends verschlägt es mich mal wieder in eine der Kneipen in der Altstadt, „Warszawa“. Couchsurfing sei dank, findet man hier auch problemlos spannende Menschen, die Lust auf das ein oder andere Bier haben. Leider bleibt es bei flüchtigen Bekanntschaften. Die meisten sind dann doch zügiger unterwegs, als ich.
Immerhin die Barkeeper kenne ich schon ganz gut.
Praktischerweise lerne ich hier auch ein paar Iraner kennen, mit denen ich Kontaktdaten austausche. So ist meine Wohnsituation in ein paar Städten im Iran schonmal sicher.
Ein paar andere Fragen werfen sich zwar noch auf, aber um alles andere kümmere ich mich dann im September, wenn es voraussichtlich wieder weiter geht mit der Reise.

Ein anderer wichtiger Punkt auf meiner To-Do Liste ist ein Mechaniker. Zwar gibt’s am Auto nichts konkretes, aber gerade Öl, Bremsen und Federung möchte ich zumindest mal kurz überprüfen lassen.
Bei meinem letzten Besuch in Tbilisi habe ich eine Adresse empfohlen bekommen.
Elmar ist halb Türke, halb Georgier und hat eine kleine Werkstatt im Südosten von Tbilisi. Mit Händen, Füßen und Google-Translate verständigen wir uns ganz gut, Elmar zieht ein paar Schrauben fest und stellt tatsächlich einen Mangel in der Radaufhängung fest. Die Traggelenke sind wohl fast durch.
Mein Kühlproblem liegt vermutlich vor allem an einem ziemlich verschmutzten Luftfilter und der Dichtung am Verschluss der Kühlung. Beides wird behoben und ich mache mich guten Gefühls wieder auf den Weg. Für das Geschraube und die paar Kleinteile möchte Elmar nichts haben. Stattdessen drückt er mir noch jede Menge frisches Obst aus Eigenanbau in die Hand. Cooler Typ!
Neue Traggelenke und Nebelscheinwerfer bekomme ich wohl im Norden der Stadt.

 

Am Mittwoch bin ich mit Sandro verabredet. Sandro arbeitet hier im botanischen Garten, kommt aus Tbilisi, hat seinen Master in Pflanzenwissenschaften allerdings in Bonn gemacht. Die Gärten finde ich ziemlich spannend, Sandro ist so nett mich durch den Garten zu Führen und erklärt mir jede Menge spannender Dinge.
Bis ich auf der AltiHut anfange, will ich hier ein bisschen aushelfen.

Konkret arbeitet Sandro hier in der Pflanzenkonservierung. Das kleine Team beschäftigt sich vor allem mit dem Sammeln von seltenen Pflanzensamen in Georgien und der anschließenden Konservierung. Wenn irgendwo ein entsprechender Bestand zurückgeht, werden die Pflanzen im Garten gezüchtet und wieder ausgewildert. Natürlich werden dabei auch die Umstände des initialen Rückgangs beachtet.
Entsprechend exkursionsreich ist sein Job. Morgen geht es in die nähere Umgebung von Tbilisi, ich darf mitkommen.

„colutea orientalis“ heißt die Pflanze, die wir heute suchen. Spannend zu beschreiben ist der Tag nicht wirklich, Spaß habe ich aber trotzdem. Die Pflanze haben wir dank Koordinaten recht zügig entdeckt, mein Aufgabe ist Fotos machen – das kann ich!

 

Am Nachmittag beschäftige ich mich dann mit den Autoteilen. Die Gegend rund um die Metrostation Tsereteli besteht aus sehr vielen, fast schon winzigen Läden, die allesamt Autoteile anbieten. Hier werde ich garantiert fündig!
Ich laufe in den erstbesten Laden rein und zeige, was ich brauche. Kurze Zeit später werde ich von gefühlt 10 Männern aus unterschiedlichen Läden betreut, deren einziges Ziel ist, ein paar Traggelenke für einen 2004er Hyundai Terracan aufzutreiben.
Wenige Minuten später bin ich stolzer Besitzer von zwei neuen Traggelenken. Alles etwas absurd, aber sehr liebenswert hier!
Nebelscheinwerfer sind auch sehr schnell gefunden, man führt mich zu dem kleinen Geschäft, das nichts anderes, außer fette Nebelscheinwerfer anbietet. Ich bin begeistert!

Insgesamt gebe ich etwa 60€ für alles aus, ungefähr die Hälfte dessen, was ich in Deutschland bezahlt hätte.

 

Am Abend bin ich mit David von der AltiHut verabredet. „Mogzauri“ heißt das einzige Outdoor-Sportgeschäft in Tbilisi. Der Ladenbesitzer ist weiterer Inhaber der Hütte und freut sich, mich kennenzulernen. Aktuell werden in der Hütte Strom-, Gas- und Wasserleitungen verlegt. Außerdem werden die Sanitäranlagen eingebaut und Fliesen verlegt. Das macht alles ein Auftragnehmer, das heißt für mich, dass ich erstmal nicht wirklich helfen kann.

In etwa drei Wochen werden aber die Möbel antransportiert, zusammen mit allem, was man so für den Innenausbau benötigt. Ab dann bin ich herzlich eingeladen mitzuhelfen.
Sehr schön – damit kann ich dann auch endlich weiterplanen, was ich denn sonst so mache.

Voraussichtlich werde ich die nächste Zeit weiter im botanischen Garten aushelfen. Das ist allerdings noch sehr unkonkret.

 

Da mir das Hostel inzwischen ziemlich auf den Keks geht, habe ich nochmal ein bisschen bei Couchsurfing angefragt und bin ab heute Abend für zwei Nächte bei Nuka und ihrer Schwester untergebracht. Ein weiterer Gast ist schon hier, Inhwan aus Südkorea.
Die beiden Mädels sind ziemlich busy, also quatsche ich vor allem mit Inhwan, der mir die Idee in den Kopf setzt, eine Drone zu kaufen. Mal sehen, vielleicht in Asien irgendwo, wo die DJIs nicht so mega teuer sind.
Die Fotos und Videos, die Inhwan mir zeigt sind aber schon ein ziemlich gutes Argument…

Vorher muss ich mich aber mal final ums Auto kümmern. Ich fahre am nächsten Tag (ziemlich verkatert) zurück zu Elmar, der die beiden vorderen Traggelenke austauscht. Ich kann die alten Teile noch begutachten und bin ganz froh, die jetzt erneuert zu haben.

Auch wenn er schon wieder nichts von mir annehmen möchte, drücke ich ihm diesmal Geld in die Hand. Ich frage mich, wie der wohl sonst was verdient…

 

Auch am zweiten Abend sind meine Hosts nicht zu sehen. Ich hänge ein bisschen mit Inhwan rum, heute falle ich aber früh ins Bett.
Den gesamten nächsten Tag verbringe ich eigentlich ausschließlich in einem Café mit „Früh“stücken und am PC sitzen, sehr entspannt (und lecker!).

Am Abend wechsel ich meine Unterkunft. Für die nächsten paar Tage bin ich (voraussichtlich) zu Gast bei Bacho und seiner Familie, die mich sehr herzlich in Empfang nehmen. Die (sehr kleinen) Kinder kleben den gesamten Abend auf mir, sehr zur allgemeinen Erheiterung.

Am Sonntag geht’s mal wieder Klettern. Inzwischen kenne ich ein paar Leute und wir sind im Botanischen Garten verabredet, wo es bei 35° und Sonne den Felsen hinauf geht. Das ist ganz schön anstrengend, aber gleichzeitig sehr Spaßig!

In dem Foto werde ich von Guro gesichert. Wir werden wohl in Bälde noch ein bisschen öfter klettern gehen, wir verstehen uns ganz gut und verabreden uns schonmal lose für das nächste Treffen.

 

Aktuell warte ich noch auf eine Antwort von der Administration vom botanischen Garten. Es gibt wohl ein paar Stellen, an denen ich helfen kann, aber so lange ich nichts konkretes höre, vertrödel (und vertrinke) ich mir die Zeit weiter hier in Tbilisi. Langweilig wird mir jedenfalls nicht, inzwischen kenne ich dann doch einige Leute, die immer für eine Verabredung zu haben sind.