Gute zwei Monate habe ich schon nichts mehr geschrieben, viel ist passiert, aber jetzt muss ich gerade recht viel Zeit totschlagen und arbeite mal im Schnelldurchlauf auf, was denn so alles geschehen ist.
Immerhin habe ich inzwischen die Fotos alle bearbeitet, sodass ich lediglich ein bisschen drumherum schreiben muss.
Außerdem war ich nicht allein mit der Kamera unterwegs – Die knappe Hälfte der folgenden Fotos sind von meinem Vater geschossen.
Zwei Wochen ist mein Vater insgesamt mit mir auf der Insel. Wir haben uns überlegt ein bisschen von allem zu sehen und fahren zuerst in Richtung Süden. Trotz Monsun-Saison haben wir Glück und eigentlich durchweg gutes Wetter. Das kommt uns auch absolut entgegen, denn unser erster Stopp ist der „Yala“-Nationalpark. Hier gibt es angeblich die größte Leopardendichte der Welt.
Kurze Abschweifung: Nach etwas ausführlicherer Recherche stellt sich raus, dass das völliger Quatsch ist und vor allem als Werbeslogan erfunden wurde. Kurzes Zitat aus einer entsprechenden Forschungsarbeit dazu: „A troubling statistic that I have repeatedly seen is that Yala Block I (140 km²) has a leopard density of 1/km². This would mean 140 leopards in the Block, an absurd notion to anyone who regularly visits the park and especially so given that the highest recorded density estimates in the world are 0.23/km², from Zimbabwe (Smith 1977) and South Africa (LeRoux and Skinner 1989). The troubling aspect is not just that it is quite clearly incorrect, but that it has been unquestioningly embraced and repeated by many who, upon reflection should know better but seem to be blinded by the desire to unnecessarily overhype the leopard in Sri Lanka.
Promoting this incorrect density estimate indicates that visitors are practically tripping over leopards in Yala (which clearly they are not) and provides a completely inflated impression of their numbers and thus their conservation status. It is this latter aspect that has potentially damaging repercussions as it can lead to a false sense of security regarding conservation management of the species. Yala Block I does have a relatively high leopard population density. Using internationally utilized standard methods we estimate the density at 0.18/km² or ~25 adult animals in Block I.“ [Quelle].
Interessanterweise hält das keinen Reiseführer davon ab, diese Behauptung trotzdem so abzudrucken.
Generell ist dieser ganze Nationalpark ziemlich kontrovers, wenn man da ein bisschen mehr, als nur die Werbeprospekte liest. Im Unterschied zur Leopardendichte, ist hier wohl vor allem die Touristendichte die höchste der Welt. Wir sind in der absoluten Nebensaison hier und kommen trotzdem alle paar Sekunden an einem anderen Jeep vorbei. In der Hauptsaison ist in dem Park wohl vor allem Stau.
Die Lokalpolitik kümmert sich eher gar nicht um Naturschutz und die Tourenveranstalter-Lobby ist so stark, dass man hier eigentlich von nationaler Ebene einschreiten müsste.
Unser Fahrer macht aber trotzdem einen wirklich guten Job und wir kommen an jeder Menge Getier vorbei und haben tatsächlich drei Mal das große Glück einen Leoparden zu erhaschen und können das ganze sogar zweimal einfangen!
Genug Text. Tierfotos:
Buntstorche sind Teil der Gattung Nimmersatte und gelten als potentiell gefährdete Art
Der Kontrast zwischen den weißen Flecken und dem rotbraunen Fell ist beim Axishirsch stärker, als bei anderen Hirscharten.
Eine Schamadrossel, das hat ungefähr ne Stunde gedauert, den Namen rauszufinden…
Ein Schwarzkopfibis, ein Silberreiher, ein Wilder Wasserbüffel und ein Seidenreiher
Silberreiher gibt’s im Herbst und Winter auch in Deutschland
Die Wilden Wasserbüffel auf Sri Lanka sind vermutlich keine „Originale“, sondern verwilderte, domestizierte Wasserbüffel und zählen damit nicht zu den knapp 4.000 verbleibenden Wilden Wasserbüffeln, die als gefährdet eingestuft sind.
Der Sri-Lanka-Leopard gilt als eine der größten Leopardengattungen. Die Männchen können bis zu 80kg schwer werden, was wohl vor allem daran liegt, dass es keine anderen großen Raubtiere auf der Insel gibt und jede Menge potentieller Beutetiere.
Krokodile haben keine Schweißdrüsen, die sie zum runterkühlen nutzen können und öffnen stattdessen ihr Maul, um so Körperwärme schneller loszuwerden.
Krabbentrielen rennen vor Gefahr lieber weg, als wegzufliegen.
Südliche Hanuman-Languren sehen den sonst in Sri-Lanka vorherrschenden Makaken zwar relativ ähnlich, sind aber eine vollkommen selbständige Art, die erst vier Hierarchiestufen höher auf die Makaken treffen. Damit sind die Arten so verwandt miteinander, wie Menschen mit Gorillas und Orang-Utans.
Ein zweiter Leopard, der sich wirklich gut getarnt hat. Unserem Fahrer ist der aber nicht entglitten. Wir haben den selbst mit dem Wissen, dass da einer ist erst beim fünften Versuch erkannt.
Der auffällige Schnabel bei Malabarhornvögeln hilft beim Fliegen, bei Dominanzkämpfen, beim Mausern und während der Beutejagt. Der Vogel ist Omnivor und verschlingt so ziemlich alles, was ihm in den Schnabel passt.
Ein Blauschwanzspint zählt zur Familie der Bienenfresser und, wer hätte es gedacht, ernährt sich hauptsächlich von größeren Insekten, wie zum Beispiel Bienen.
Nach der Zeit in Yala, oder genauer: in Tissamaharama, geht es weiter nach Ella.
Ella liegt im Zentrum der Insel, mitten im Hochgebiet und ist dank dem hier vorherrschenden Klima ideal für Teeanbau geeignet. Die Gegend ähnelt damit sehr dem Indischen Hochland, nur halt ohne den ganzen Müll, der in Indien das Landschaftsbild ganz gerne kaputtmacht.
Ich hab mir im Süden irgendeinen Insektenbiss am Zeh eingefangen, der mich die Tage hier ganz schön einschränkt. Praktischerweise stecken wir hier in Ella sowieso fest. Wir möchten von hier aus auf jeden Fall den Zug nach Kandy nehmen, die Strecke soll nämlich echt spektakulär sein.
Leider streiken die Zugfahrer landesweit für zwei Tage, so sind wir gezwungen länger zu bleiben als geplant.
In den fünf Tagen, die wir hier insgesamt verbringen geht es mit dem Roller durch die umliegenden Teeplantagen, zu den Feldern der Firma Lipton und durch jede Menge Natur.
Das hier ist einer von den Ceylon-Hutaffen, die Makakenart, über die ich weiter oben kurz geschrieben habe.
Außerdem haben wir Glück und kriegen noch ein Stadtfest mit, mit einem großen Umzug mit viel Getanze und Getrommel und jeder Menge bunter Kostüme.
Am Folgetag fahren auch die Züge endlich wieder. Nach etwas verspätetem Frühstück ergattern wir noch zwei Tickets für den einzigen Zug heute und bleiben den ganzen Tag in Selbigem. Eigentlich soll die Fahrt „nur“ 7 1/2 Stunden dauern, aber da macht uns der Monsun einen Strich durch die Rechnung.
Nach guten fünf Stunden Fahrt geht es nicht mehr weiter. Auf den Gleisen vor uns liegt wohl ein umgestürzter Baumstamm auf den Gleisen und wir müssen ein paar Stunden auf Räumung warten.
Spät abends kommen wir dann endlich an, checken in Kandy ins Guesthouse ein und verdrücken noch schnell eine Pizza beim Italiener nebenan.
Kandy ist eine recht kleine Stadt, direkt nördlich vom Hochland und durch seine Lage fast immer bewölkt.
Besonders ist die Stadt vor allem wegen dem „Zahn-Tempel“, Sri Dalada Maligawa. Die große Tempelanlage ist um den Schrein erbaut, der einen der linken Backenzähne Buddhas beherbergt.
Wir können bei der täglichen Prozession zusehen, in der recht viele Menschen Schlange stehen, um in den kleinen Raum mit dem Zahn geleitet zu werden.
Das Relikt hat eine ziemlich aufregende Geschichte, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich um einen Zahn handelt.
Das kleine Museum hinter dem Schrein beschreibt die Geschichte von dem Zahn in 24 Abschnitten. Abschnitte eins bis drei sind dabei Geburt, Leben und Tot von Buddha und der ganze Rest ist die Story vom linken Backenzahn.
Mein Lieblingsabschnitt ist der, wo versucht wird den Zahn zu zerstören (Abschnitt sieben):
„The misled Emperor Pandiya decided to destroy the Tooth Relic in five different ways out of which the second was to crush the Relic by a hammer, and when it was tried the nobleman Subhadda’s vow resulted in The Relic rising to the sky and shining as a bright star.“
Immer wieder schön, wenn Geschichte kritisch aufgearbeitet wird.
Neben dem Tempel besuchen wir in Kandy eine traditionelle Tanzaufführung, in der wir einiges an Kostümen und Kunststücken wiedererkennen, die wir schon in dem Umzug in Ella kennengelernt haben.
Das Highlight von der Show ist aber ganz klar die Feueraufführung mit gehen über offensichtlich wirklich heiße Kohlen und Feuerschlucken.
Dann geht es auch schon wieder zurück.
Für mich in Richtung Mumbai und für meinen Vater nach Deutschland.
Mal sehen, ob das Auto wieder läuft…