AZ -> GE -> AM

Tatsächlich ist in den letzten zwei Wochen nicht so wahnsinnig viel passiert. Aber immerhin genug, um ein bisschen zu schreiben und ein paar Fotos zum Besten zu geben.

 

Nach meinem doch sehr kompakt gehaltenen Aufenthalt in Azerbaidjan verbringe ich den ersten Abend in Georgien in Sighnaghi. Das Städtchen habe ich schon auf meinem Weg nach Azerbaidjan besucht. Im Unterschied zum letzten mal ist diesmal aber wunderbares Wetter. Am Abend lerne ich noch einen Journalisten kennen, der im Auftrag der EU die laufenden Präsidentschaftswahlen in Georgien verfolgt und versucht ordentlich einzuordnen. Da ich wie immer völlig unterinformiert bin, freue ich mich hier einige Infos und eine kleine Geschichtslektion mitzunehmen. Die Wahlen sind am 28.10. und das erste Mal treten einige parteilose Kandidaten an, die scheinbar ganz gute Chancen haben sollen. Ich bin auf jeden Fall mal auf das Ergebnis gespannt.

Der feucht-fröhliche und sehr spannende Abend findet aber auch irgendwann sein Ende. Für mich geht es weiter nach Tbilisi.

 

Endlich wieder Klettern!

Neben ein paar alt bekannten Gesichtern sehe ich vor allem meine Kletterausrüstung wieder, die ich im Hostel vergessen hatte.
Bis auf einen Tag Pause verbringe ich die nächsten 10 Tage mehr oder weniger vor allem mit klettern.

Außerdem kann ich ein paar Fotos schießen, die ich schon länger im Kopf habe. 8 Minuten Aufnahmen im Dunkeln, beim klettern.

Nachtklettern im Botanischen Garten

Am Wochenende fahre ich zusammen mit Vahur, ein Bekannter aus der Kletterszene, der eigentlich aus Estonien kommt, nach Katskhi, unmittelbar neben Chiatura. Wir verbringen drei Tage bei bestem Wetter in dem fantastischen Klettergebiet.

Außerdem: mehr Kletterfotos!

Unser Mitbewohner, der uns Nachts immer wieder aufgeweckt hat.

 

Und dann geht’s weiter, raus aus Georgien und in Richtung Armenien. Das Abschiedswetter ist auf jeden Fall passend, grau in grau. Die Gegend, durch die ich mich in Richtung Grenze schlängel ist dafür aber wirklich interessant. Das recht niedrige Gebirge ist sehr schroff und die beeindruckend schlechte Straße legt sich hier an die Seite der vielen kleinen Canyons.
Je näher ich der Grenze komme, desto schlechter wird der Straßenbelag. Bis der dann komplett abgelöst wird von Schotter und Schlamm.
Die Grenze selbst ist, zumindest auf Georgischer Seite eine totale Baustelle. Ganze zwei Leute scheinen hier zu Arbeiten, außer mir ist aber auch weit und breit niemand zu sehen. Knappe drei Minuten dauert die Ausreise – Sehr angenehm!
Wenige Meter weiter startet dann das Armenische Grenzballet. Es gibt zwar viel Bürokratie zu erledigen (Straßensteuer, Versicherung, Zollgedöns, usw.) Absolut alle Angestellten hier sind aber bemerkenswert nett und gelassen. Das fühlt sich mehr wie ein Familienbetrieb an, als eine offizielle Landesüberquerung. Während ich auf ein bisschen Papierkram warte, werde ich noch auf Tee und Knabberzeug eingeladen.
Der erste Eindruck ist auf jeden Fall schonmal ausgesprochen gut!

Nachdem mir eine gute Reise gewünscht wird geht es dann ein paar erste Kilometer auf den Straßen des neuen Landes geradeaus. Die erste Nacht in Armenien verbringe ich mitten in der Pampa, inzwischen ist es schon Dunkel und wenn man dem Auswärtigen Amt glauben darf, dann werden die Straßen hier bald sehr schlecht. Stichwort: „fehlende Gullidekel“.

Unterwegs nach Dilijan, meinem erstem richtigen Stop in dem neuen Land wird das dann mehr als bestätigt. Das Geschwindigkeitslimit liegt bei 110, mehr als 50 ist aber absolut nicht möglich. Immer wieder weiche ich auf den Standstreifen aus, weil die Fahrbahn wahlweise abwesend, oder völlig durchlöchert ist. Statt Schlaglöchern gibt es hier ganze Schlaghöhlen. wenn es nur „fehlende Gullideckel“ wären, wäre das Fahren hier deutlich entspannter.

 

Dilijan ist ein Nationalpark im Norden von Armenien. In der gleichnamigen Stadt quartiere ich mich ein paar Tage ein. Mein Guesthouse ist zufällig auch die Basis für die Nationalparkranger. So sitze ich direkt an der Quelle für allerlei spannende Infos und Geschichten aus der Region.
Ich bin hier vor allem so lange, weil ich einiges organisieren muss.
Um in den Iran zu kommen, brauche ich neben einem Visa ein „Carnet de passages en douane“ für das Auto. Es geht wohl auch ohne, aber neben dem Iran brauche ich das CDP auch für Pakistan, Indien und einige andere Länder, die auf meiner Reiseliste stehen.
Die kleine Stadt ist sehr gemütlich und hat zwischen der doch eher Sowjetischen Architektur einige wirklich schöne Häuser mit tollen Cafés, Restaurants und Kunstgeschäften.

Ich bin eine Nacht komplett allein in dem Gästehaus, am nächsten Tag stoßen zwei neue Gäste dazu. Ein Gast ist Karine, halb Italienisch, halb Armenisch, aber in Kalifornien Aufgewachsen. Karine weiß so ziemlich alles über Armenien und wird schnell zum laufenden Reiseführer für mich. Wer brauch schon den Lonely Planet, wenn die Infos aus erster Hand kommen.

Der letzte Abend in Dilijan fällt zufällig auf eine Party von den Rangern, die gute 20 Leute aus Yerewan zu besuch haben. Der Abend ist also Vodkageprägt und zieht sich bis in die Morgendämmerung. Wie gut, dass ich ‚morgen‘ abreise..

Mit krassem Kater verabschiede ich mich am Nachmittag von den genau so verkaterten Gastgebern und der Weg führt erstmal in ein Kaffee zum frühstücken. Karine muss auch nach Yerewan, wir reisen die paar Kilometer gemeinsam. Ist auch ganz gut zum wachbleiben.
Unterwegs halten wir noch am Lake Sevan, der nicht nur der Größte See im Kaukasus ist, sondern mit 1.900m ü.N auch einer der höchst gelegenen Seen überhaupt. Der See ist eingekreist von Schneebedeckten Bergen, die heute bei bestem Wetter beeindruckend hübsch aussehen.


Sevan-Kathedrale

WELPEN!

Bei der Einfahrt in das im Tal gelegenen Yerewan, kann ich zum ersten mal den großen und kleinen Mount Ararat sehen. Die beiden Vulkane sind extrem massiv und dominieren den kompletten Horizont.
Leider ist es sehr diesig, sodass ich keine Fotopause einlege.

Hungrig erreichen wir die Stadt, die einen ausgesprochen angenehmen ersten Eindruck macht. Nach einem mittelmäßigen Burger verabschieden wir uns, vielleicht treffen wir uns die Tage nochmal auf ein Bier oder so. Auch wenn mir gerade alles andere als nach Alkohol ist.
Ich erreiche das Hostel und falle nach einer herrlichen Dusche ins Bett.