Im Süden und im Norden

Nach einer wunderbar langen Nacht direkt neben den kleinen Vulkankratern steht der Besuch vom kleinen Kaukasus auf meinem Plan. Azerbaidjan ist ziemlich klein, sodass die Fahrt in den Süden deutlich kürzer dauert, als ich antizipiert hatte.
Das ist aber auch ganz gut so – stellt sich heraus, dass das hier gar nicht so spannend ist, wie die Gebirgsregionen im großen Kaukasus.
Ein paar nette Fotos fange ich trotzdem ein und verbringe eine Nacht mit wunderbarem Ausblick am nächsten Morgen.

Länger bleibe ich aber nicht. Auch die Sprachbarriere ist mir hier ein bisschen zu anstrengend.

Also geht’s recht zügig wieder zurück und in Richtung Norden. Hier will ich zu erst die „Candy-Cane-Mountains“ Besuchen, die sich in der Nähe von der Stadt Xizi befinden. Der Name stammt von dem angeblich Rot-Weiß gestreiften Gestein, dass an Zuckerstangen erinnern soll. Ich bin ein bisschen skeptisch, die Region gefällt mir aber mit den dramatischen Felsformationen schonmal ganz gut.

Und dann wird es auf einmal Bunt. Rot-Weiß, um genau zu sein. Damit habe ich absolut nicht gerechnet und bin völlig hin und weg von diesem Naturspektakel. Hier lasse ich lieber die Fotos sprechen, auch wenn die dem ganzen immer noch nicht wirklich gerecht werden.

Das Gebiet erstreckt sich über gut 10 Kilometer und ich trödle hier im Schritttempo entlang und steige immer mal wieder aus, sodass ich fast den ganzen Tag hier verbringe.

 

Am nächsten Tag muss ich dann aber weiter – nicht zuletzt, weil so langsam mein Wasser ausgeht. Aber mit der Straßeninfrastruktur in Azerbaidjan ist das überhaupt kein Problem. Sowieso bin ich schwer begeistert von den Straßen hier; Jedes noch so kleine Dorf in dem ich bisher war, hat bemerkenswert guten Straßenbelag.

So geht es für mich auf bestem Asphalt weiter nach Quba! Der letzten größeren Stadt, bevor es dann so richtig ins Hochgebirge geht. Ich decke mich mit genug Lebensmitteln für die nächste Woche ein, ich habe noch gut 18 Tage im Land und eigentlich nur noch einen Ort nach dem Gebirge auf dem Plan.

Schon die Fahrt in Richtung Gebirge ist eindrucksvoll. Der Weg führt mich in die Nähe vom Sharadag, dem höchsten Berg in Azerbaidjan. Ich habe allerdings nicht vor da hoch zu wandern, scheinbar muss man dafür ein paar Bürokratische Hürden überwinden auf die ich keine Lust habe.

Der flache Berg im Hintergrund ist Sharadag

Begrüßt werde ich am Ende vom Asphalt von einer sehr, sehr großen Baustelle, die sich einen kompletten Berg hochschlängelt. Hier entsteht offenbar ein nagelneues Skigebiet. Drei Lifte sind im Bau und unzählig viele Schneekanonen stehen hier schon. Außerdem einige wirklich schicke Hotels, die schon beim Anblick meine Kreditkarte zum glühen bringen.
Das hab ich mir irgendwie ein bisschen Idyllischer vorgestellt.
Während ich mitten auf der Straße ein bisschen pausiere und die Karte studiere werde ich mit einem lauten „Servus!“ begrüßt.
Der Bauleiter von diesem Riesenprojekt hier heißt Helmut, kommt aus Österreich und grinst mich gerade aus seinem Auto heraus an.
Kurze Zeit später sitzen wir zusammen beim Bier und ich lerne alles, was es über die Region und über das Projekt so zu Wissen gibt.
So bekomme ich auch einen fantastischen Tipp für einen Schlafplatz. Ich muss lediglich einen Kilometer über die Baustelle Fahren – kurz vor der Liftstation am Berg geht ein kleiner Feldweg ab, der nach einer Senke auf einen kleinen Hügel führt. Um mich herum ist sehr weit nichts und niemand zu sehen, nur gelegentlicher Baulärm erreicht mich ganz leise. Wunderbar!

Zwei Nächte verbringe ich hier und vertrete mir am Tag hier im Gebirge die Beine. Außerdem bin ich nochmal mit Helmut verabredet, der mich auf eine kurze Baustellenführung einlädt.

Gegend um den Sharadag

Nach den zwei Tagen geht es weiter ins nächste Tal, hier ist vor allem die Fahrt durch die tiefe Caygosan-Schlucht sehr beeindruckend. Kurz hinter der Schlucht öffnet sich das Tal und riesige Felswende geraten in mein Blickfeld.

Hier würde ich wirklich gerne klettern! Ohne Ausrüstung und Partner gestaltet sich das allerdings schwierig. Immerhin sind meine Klettersachen wieder in Tbilisi aufgetaucht und ich kann die bei meinem nächsten Besuch in Georgien wieder einsammeln.
Die Gegend hier gefällt mir so gut, dass ich kurzerhand die Straße über einen Feldweg verlasse, der sich auf einen der Berge schlängelt. Hier oben ist wieder mal ein wunderbarer Campingplatz, auf dem sich außer mir nur ein paar Schafe befinden.

Leider wird es am nächsten Tag nebelig und verregnet, so dass ich mich wieder auf den Weg mache. Das war leider schon mein letzter Stop in Azerbaidjan, sodass ich mir erstmal überlege, was ich denn jetzt die nächsten paar Wochen machen möchte.

Zu erst geht es für zwei Nächte zurück nach Baku, hier führen sowieso alle Straßen des Landes zusammen. Aber tatsächlich finde ich einfach nichts mehr, was sich in meinen Augen lohnt. Hinzu kommt, dass gerade im Norden des Landes aktuell wirklich schlechtes Wetter ist. Auch das spricht eher gegen eine längere Bleibe.

Ich trödle also wieder in Richtung Georgien, wo ich 10 Tage vor meinem eigentlichen Plan die Grenze überquere. Die Grenze habe ich sehr zügig und unspektakulär überquert. Spätestens am 25.10. muss ich dann nach Armenien, länger kaufe ich mir die Autoversicherung diesmal nicht.

Da ich in den paar Tagen in Georgien nicht wirklich plane viel herumzureisen, legt der Blog jetzt eine kurze Pause ein, bis ich dann in Yerewan bin.