Tag 5 – Teheran und Damavand

Eine Stadt mit zwölf Millionen Einwohnern kann man natürlich nicht an einem einzigen Tag erleben. Leider haben wir aber nicht mehr Zeit, also beschränken wir uns auf das Wichtigste: den Basar, den Palast und einen Blick von oben auf die Stadt.
Nach einem leckeren Frühstück checken wir auch direkt aus und laufen in Richtung Metro. Noch weiter selber in die Innenstadt zu fahren wäre vollkommen wahnsinnig.
Für ein paar Cent bekommen wir eine Metrokarte mit Gültigkeit für den Tag und machen uns auf den Weg.
Die Metros hier haben ein Frauenabteil und ein Unisex-Abteil, verrückt.
Wir steigen aus und werden Teil eines riesigen Gewimmels und Gewusels von Menschen. Überall passiert alles gleichzeitig, alles ist bunt und blinkt und unendlich viele Gerüche erreichen uns.
Trotzdem wirkt der Bazar erstaunlicherweise nicht chaotisch oder hektisch.
Wir verlaufen uns fast drei Stunden in dem riesigen Gelände und nehmen jede Menge Eindrücke mit.

In mitten des Basars gibt es einige Moscheen, eine davon besuchen wir und fühlen uns direkt wie in einer anderen Welt. Alles ist still und nur noch der Gesang vom Muezzin ist zu hören, der im wirklich beeindruckenden Innenraum von der kleinen Moschee besonders klar zu hören ist.

 

Wir werden immer mal wieder in Gespräche verwickelt, allerdings nie, um uns etwas zu Verkaufen, sondern jedes mal nur aus reiner Neugierde unserer Gesprächspartner.

Nach dem wirklich eindrucksreichen Bazar statten wir noch dem Golestan Palast einen Besuch ab. Der ist der einstige Regierungspalast der Kadscharen-Familie in Teheran, die 1779-1925 von hier geherrscht hat. Der Palast wurde Ende des 18. Jahrhunderts errichtet und war bis kurz vor der Islamischen Revolution offizieller Sitz der persischen Monarchen.

Unser Besuch beschränkt sich auf zwei von den pompösen Hallen, die fast den Eindruck von Filmkulissen machen, so unwirklich sind die.

 

Am Nachmittag reicht es uns dann erstmal mit neuen Eindrücken und wir fahren zurück in Richtung Auto und von da aus weiter zum „Freiheitsturm“, dem mit 435m sechst-höchsten Fernsehturm der Welt.

Schnappschuss von unterwegs

Nach einer halben Stunde Verkehrschaos erreichen wir den Turm und gehen erstmal in das erstbeste Restaurant, was wir hier finden und schlagen uns die Bäuche voll mit bemerkenswert gutem Essen und sehr leckerem Kaffee.
Ganze 11.50€ ärmer (Wucher!) geht es dann weiter zum Turm und innerhalb weniger Sekunden auf 276m höhe.
Leider ist es ein wenig diesig, das hält uns aber nicht davon ab, hier noch auf den Sonnenuntergang zu warten, um uns die Stadt in allen Lichtern anschauen zu können.

Auch wenn wir inzwischen schon längst nach Sonnenuntergang haben, ändert sich unser Ziel für den Abend nicht: Wir wollen einen Schlafplatz, mit gutem Blick auf den Damavand, den Höchsten Berg im Iran und mit 5.604m sogar der höchste im gesamten nahen Osten.
Wir fahren also ziemlich lange im dunkeln durch die Gegend und gewinnen immer weiter an Höhe. Die Passstraße, die wir so überqueren, liegt auf gut 2.600m, irgendwann unterwegs durchbrechen wir sogar die Schneegrenze.

Unterwegs zum Damavand

Kurz hinter der Passstraße ist das Dorf Polour, hier fahren wir zuerst dran vorbei, kehren dann aber bald um, um zum ersten Basislager zu fahren – angeblich hat man von hier schon einen fantastischen Blick auf den Berg.
Leider ist der nicht so wirklich beleuchtet und das Umgebungslicht blendet uns auch zu sehr, um auch nur einen Umriss erkennen zu können.
Wir haben zwei Möglichkeiten: entweder fahren wir weiter in den Nationalpark Lar, oder noch höher, auf etwas über 3.000m und Zelten am zweiten Basislager.
Im ersten Lager sind aktuell zwei Iraner stationiert, mit denen wir kurz versuchen zu quatschen, allerdings ist hier mal wieder die Sprachbarriere etwas im Weg.
Nichts desto trotz erzählen wir den beiden von unseren Plänen und machen uns dann auf den Weg zum einzig vernünftigen Zeltplatz auf 3.016m.

Unterwegs zum zweiten Basecamp

Etwas über 2.700m ist hier an der Südseite die Schneegrenze, die letzten 50 Höhenmeter rutschen wir mehr oder weniger den Berg hoch. Zudem ist es enorm windig und wir fangen an ziemlich stark die Höhe zu spüren. Ich habe ja inzwischen schon ein paar mal Bekanntheit mit der Höhenkrankheit gemacht, für Julian ist es wohl das erste Mal.
Angekommen in dem Basecamp und hineingerutscht in den Parkplatz stellen wir also fest, dass Zelten hier wirklich schwierig werden könnte. Wir laufen ein bisschen umher und erforschen die diversen Container und die Moschee, die hier hochgezogen wurde und wir haben Glück. Die Moschee ist offen.
Der kleine und gemütliche Raum erinnert mehr an eine größere Abstellkammer, als an eine Moschee und soll heute Nacht unser Schlafplatz werden.
Natürlich haben wir auch hier LTE (mal ehrlich, warum kriegt Deutschland das eigentlich nicht auf die Kette, wenn absolut jedes Land, in dem ich bisher gereist bin, flächendeckend gutes Netz hat… Sogar auf der Krim, im Kosovo und in Transnistrien ist bessere Netzabdeckung als irgendwo, minimal außerhalb deutscher Ballungszentren…), sodass wir uns noch ein wenig die Zeit mit dem Handy vertreiben können. Wir quatschen noch relativ lange und legen uns dann viel zu spät und sehr erschöpft in unsere Schlafsäcke.