Mumbai

(Ein letzter Text-Blog, die nächsten Paar sind wieder voller ordentlicher Fotos!)

Wenige Stunden nach Abflug, um vier Uhr morgens steige ich aus und werde von einem etwas kühleren Klima als ich im Oman gewohnt war begrüßt.
Mein Hostel ist in Laufnähe und die ganzen Tuktuk Fahrer ignoriere ich fröhlich.

Das erste was mir auffällt (neben dem Muff, der in der Luft liegt) ist, wie grün hier alles ist.
Ich hab schon eine Weile keinen richtigen Baum mehr gesehen und hier sprudelt die Natur förmlich aus jeder Ecke hervor.

Der Kilometer in Richtung Hostel gibt einen kleinen, aber sehr spannenden Eindruck von der Schlafenden Stadt. Ich laufe auf einer von Schlaglöchern durchzogenen Schotterstraße, die von schiefen Häusern umzäunt ist. Die Häuser sind alle völlig einzigartig und behangen mit jeder Menge Wäsche und großen werbeschildern, die das Geschäft im Erdgeschoss betiteln. Am Straßenrand schlafen Streuner und gelegentlich der ein oder andere Inder, im Schatten der Häuser sehe ich, wie sich Ratten am Müll Sattfressen und von den streunenden Katzen ignoriert werden.
Zwischen zwei Häusern ist ein kleiner Tempel eingeklemmt, der Hell beleuchtet und mit lauter Musik im Starken Kontrast zu der sonst so dunklen Straße steht.
Ein kleiner Kiosk hat noch auf, an dem eine kleine Traube Menschen rumhängt, die offenbar deutlich wacher als ich sind.
An meinem Hostel laufe ich ausversehen vorbei, einer von den Jungs am Kiosk hilft mir den Weg zu finden und ich kann nach einem kurzen Check-In endlich ins Bett fallen.

 

Mit schlafen ist hier nicht allzu viel, die Gegend wacht ein paar Stunden später auf und ist auch durch das Fenster noch sehr laut.
Ich döse noch ein bisschen, bis mich der Hunger aber dann raus aus dem Bett und in die Pralle Mittagssonne treibt.

Die Stadt ist aufgewacht. Es herrscht Chaos!

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(Besser mit Ton…)

Außerdem bin ich offenbar der einzige Tourist hier in diesem Stadtteil und werde entsprechend bestaunt wie ein bunter Hund.

Viel mehr, als Essen und hin- und herlaufen, mache ich heute nicht. Ein anderes Hostel buche ich noch, denn das in dem aktuell bin ist ziemlicher Mist und ich will zügig woanders hin.
Auf Klaus‘ Empfehlung hin buche ich eine gute Woche im „Backpacker Panda Colaba“, im Idealfall habe ich bis zum Ende der Buchung dann mein Auto wieder und kann anfangen das Land zu erkunden.

Colaba ist der Stadtteil im Südwesten von Mumbai, offenbar etwas gehobener und entsprechend auch deutlich ruhiger.

Dorthin komme ich mit dem Zug. Eine gute Stunde fahre ich durch die Stadt und bekomme einen guten Eindruck von der Größe und vom Zugsystem, das so vollkommen anders als in der Heimat funktioniert.

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In dem Hostel fühle ich mich sofort sehr wohl!
Die Belegschaft ist klasse und der große Haufen Reisender ist genau was ich jetzt brauche. Ein paar von denen sind schon ein bisschen länger hier, da schließe ich mich direkt an und habe ab sofort nette Begleitung für die Abendlichen Barbesuche.
Viel mehr mache ich nämlich in Colaba nicht, das einzige Sightseeing gibt’s aus dem Linienbus heraus, für alles andere hab ich keine Lust. Ich komme ja sowieso nochmal hierher.

 

Mein Auto ist schon vor mir in Indien, im Hafen „Navi Mumbai“ angekommen und ich bin im Kontakt mit einem Agenten hier in Mumbai.
Das Ganze läuft leider alles andere als geschmiert, was mir leider erst nach der Anzahlung auffällt.
Insgesamt dauert das ganze Prozedere fast zehn Tage und braucht einige Besuche vom Hafen von mir. Die Deppen, die von dem Agenten angestellt werden, kriegen das nicht auf die Kette die Freigabe-Papiere für das Auto ordentlich einzureichen.
Das führt so weit, dass der „Head of Customs“ sich dem Import mehr oder weniger persönlich annimmt und deren Fehler ausbügelt. Das bekomme ich mit, weil ich irgendwann im Büro von besagtem Chef sitze, der sich lauthals über die zwei Aufregt. Ich finde das ziemlich sympathisch, nicht zuletzt, weil der echt gut englisch spricht und an dem Tag das restliche Prozedere selbst durchführt. Die eigentliche Zolluntersuchung führt der auch aus und ist nach zwei Minuten und einmal Beifahrertür öffnen auch erledigt.
Meine Papiere bekomme ich zurück und natürlich haben die es geschafft eine Seite von dem Carnet kaputtzumachen. Glücklicherweise erklärt mir der ADAC, dass das keine Konsequenzen für die Kaution hat und ich kann endlich mit dem Auto aus dem Hafen raus und in Richtung Mumbai fahren.
Bis ich mich aufhöre über den Scheiß aufzuregen wird aber noch viel Zeit vergehen. Frisch Gezapftes und gute Stimmung im Hostel helfen dabei immerhin enorm.

 

Der Verkehr in Mumbai ist wie erwartet total chaotisch. Die ersten fünf Minuten brauche ich, um mich an das Fahren auf der linken Straßenseite zu gewöhnen, ab dann läuft alles wie gewohnt. Vom Chaos her ist das hier en par mit Istanbul und ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen.
Der neue Motor bockt noch ein wenig vor sich hin, das will ich in den nächsten paar Tagen auch klären, damit ich mit gutem Gefühl in den Süden starten kann.
Falsch gedacht.
Es kommt wie es kommen musste und mitten auf einer wirklich vollen Kreuzung stoppt der Motor und will auch nicht mehr anspringen.
Was für ein Scheiß.
Immerhin ist das schon fast Routine und ich nehme das (zu meinem Erschrecken) erstaunlich locker hin.
Ein paar Jungs helfen mir dabei mich aus der Mitte der Fahrbahn zu schieben und ich erkenne schnell, dass mal wieder was an der Kühlung kaputt ist.
Irgendein Rohr ist geplatzt.
Das Auto ist wirklich nicht für heißes Klima gebaut.
Ich beschließe vor Ort, dass ich, wenn das wieder den Motor mitgenommen hat, das Auto aufgebe. An dem Beschluss halte ich auch nach wie vor fest, aber eins nach dem anderen.

Ich lasse mich zur größten Hyundai Werkstatt Mumbais (und zweitgrößten Indiens) abschleppen.
Ich weiß, dass der Terracan nie für den indischen Markt produziert wurde, sodass die paar Kleinteile, die für eine ordentliche Diagnose benötigt werden, aus Südkorea bestellt werden müssen.

Das Ganze wird einiges an Zeit brauchen und ich beschließe die nächsten, gut zwei Monate ohne Auto zu reisen.
Nach Sri Lanka komme ich sowieso nicht mit Auto und so kann ich mir immerhin stundenlange Autofahrten über die A2 AH47 sparen.

So verbringe ich noch ein/zwei Nächte in Mumbai und liege dann auch schon im Nachtbus in Richtung Goa.