Wir sind nahezu pleite. Für das Guesthouse reicht unser Geld auf jeden Fall nicht mehr.
Ich lasse meinen Perso als Pfand da und erkläre, dass ich in zwei Tagen oder so wiederkomme, um unsere Schulden zu begleichen.
Wir fahren nach dem Frühstück erstmal zum Flughafen und versuchen Tickets zu organisieren. Das stellt sich aber schwieriger heraus, als erwartet. Abgesehen davon, dass niemand verantwortlich ist, können wir hier vor allem weder mit Dollar zahlen, noch einen Flug reservieren.
Uns bleibt also nicht viel anderes übrig, als in die Hauptstadt der Insel zu fahren, um unser Geldproblem zu lösen.
Qeshm City ist noch ein gutes Stück entfernt und unterwegs wollen wir noch an zwei Attraktionen vorbei.
Bei etwa 100°C Lufttemperatur ist unser erster Halt das „Stars Valley“, eine beeindruckende Felslandschaft, die sich hier über viele Jahrhunderte Erosion gebildet hat.
Wir brutzeln gut vor uns hin und suchen immer wieder Zuflucht in den Schatten der hohen Säulen, bevor es uns wieder auf den Weg verschlägt.
Wir sind auf jeden Fall gleichermaßen froh, dass ich die Klimaanlage repariert habe.
Der nächste Stopp sind die Khorbas Höhlen, alte Wohnhöhlen, die aber so langweilig sind, dass wir hier nach drei Minuten und ohne Fotos wieder abhauen.
Auf dem Weg in Richtung Stadt erhaschen wir eine völlig zerstörte Ölplattform, die hier sehr dekorativ am Ufer liegt.
Wir biegen auf die Schotterpiste ab, die an einem kleinen Hafen, direkt neben der Plattform endet.
An dem kleinen Hafen herrscht reger Betrieb, der uns dazu verleitet einige Portraits von den Fischern zu schießen.
Wir gehen nochmal ein bisschen näher an die Ölplattform heran und treffen auf eine kleine Gruppe Geschäftsleute, die wohl gerade auf Standortsuche für eine neue Ölraffinerie sind.
Von denen Lernen wir auch, dass die Plattform hier eigentlich aus den Arabischen Emiraten kommt und vor einigen Jahren bei einem Sturm von Abu Dhabi bis nach Qeshm getrieben ist und seither hier vor sich hin rostet.
Wir fahren ein bisschen weiter, kommen aber nicht allzu weit. Ein lautes „KAMELE!“ vom Beifahrersitz lässt mich zügig auf die Bremse treten!
Kamele!
Für mich auf jeden Fall eine Premiere die Tiere außerhalb vom Zoo zu sehen.
Fazit: Kamele, genauer gesagt Dromedare sind wirklich dämliche Tiere. Vielleicht trifft „treudoof“ es auch ganz gut.
Wieder was gelernt!
Am frühen Nachmittag sind wir dann aber endlich in Qeshm angekommen. Die Insel ist ja eine Freihandelszone, dementsprechend besteht die Innenstadt hier vor allem aus sehr, sehr großen Einkaufszentren. Toll.
Nur unser Geldproblem will sich irgendwie nicht lösen lassen.
Wir klappern eine Handvoll Wechselstuben ab, aber niemand will unser Geld haben. Weder Dollar noch Euro werden wir hier los.
Wir sind ziemlich frustriert und wundern uns, warum dann überhaupt Leute in den Wechselstuben sitzen, wenn die offenbar nicht in der Lage sind ihren einzigen Job auszuführen.
Wir kriegen Hunger, auch das hilft unserer Stimmung nicht wirklich.
Immerhin das Internet geht und Wikitravel gibt uns einen Hinweis auf ein Hostel, dessen Besitzer zum einen Deutsch sprechen und zum anderen mit Geldwechsel helfen können sollen.
Einen Anruf und knapp fünfzehn Minuten später sitzen wir im Restaurant/Hostel von Ali und Annelie, die uns tatsächlich aus der Patsche helfen können.
Wir sind wieder flüssig!
In deren Restaurant schlagen wir uns die Bäuche voll und buchen auch direkt zwei Betten für die Nacht.
Für mich gibt’s Haifisch’n’Chips – sehr lecker!
Kurz vor Sonnenuntergang fahren wir nochmal ein bisschen in der Stadt herum und schauen uns die Portugiesische Burgruine an, die hier irgendwann Ende des 16. Jahrhunderts, im Rahmen einer der vielen Besetzungen der Insel errichtet wurde.
Außerdem statten wir dem Reisebüro einen Besuch ab und buchen den Rückflug für Julian. Morgen Abend um Neun geht’s für ihn nach Teheran.
Nach diesem sehr ereignisreichen Tag machen wir noch Pläne für morgen und sitzen noch eine Weile mit Malzbier draußen und quatschen, bevor wir ins Bett fallen.