Steckengeblieben in Dubai – Teil 3

Mein Motor sieht übrigens inzwischen so aus:

Die Jungs sind dabei den wieder auf Vordermann zu bringen, brauchen aber noch mehr Zeit.

Ich wechsle mal wieder das Hostel in ein etwas günstigeres und melde mich bei Rania. Wir sind die nächsten Tagen verabredet und die sind ziemlich glücklich über mein Angebot auszuhelfen.

Außerdem beschleicht mich das ungute Gefühl, dass ich in der letzten Woche irgendwann meinen Reisepass verlegt habe – Ich bin aktuell nur mit einem kleinen Rucksack unterwegs und in dem ist der schon mal nicht. Ich gehe aktuell davon aus, dass der in meinem Auto steckt, also mache ich mir da jetzt erst mal keine weiteren Gedanken drum.

Die nächsten paar Wochen verbringe ich also vor allem im „Warehouse twenty“ in der Alserkal Avenue. Als ich ankomme, ist die große Lagerhalle noch komplett leer und ich kriege von den zwei ein Viertel der Halle um mich auszutoben.
Meine Aufgabe ist eine Barzeile/Küche zu konzipieren und zu bauen mit ein paar Tischen und Stühlen als Café.
Damit das ganze in das Upcyling Konzept passt, soll der Großteil aus gebrauchtem Holz zusammengezimmert werden. Glücklicherweise sind wir hier mitten im Industriegebiet und es ist relativ einfach, an Paletten und Holzcontainer zu kommen, sodass ich jede Menge Rohmaterialien habe, um das auch alles in die Tat umsetzen zu können.

 

In dem gleichen Lagerhaus baut Basil gerade seine Ecke auf. Der ist Gitarrenbauer und -Restaurateur und hat seine Nische im Umbauen von Zigarrenboxen zu Gitarren gefunden. Der stellt die ganzen Werkzeuge und mit dem verstehe ich mich ziemlich gut. Unter anderem bin ich die Tage zu seinem Geburtstag eingeladen, mitten in der Wüste und voller cooler Menschen aus der Musikszene von Dubai.
Am Lagerfeuer sind zwischendurch 5 Gitarristen gleichzeitig am Spielen, die ihr Handwerk beeindruckend gut verstehen!

 

Hin und zurück komme ich mit dem Auto, das inzwischen wieder läuft. Der Motor läuft rund und das Auto macht mir keine Probleme mehr, sehr gut!
Leider holt mich die Reisepass-Situation ein. Das Teil ist auch nicht im Auto.
Nach einer guten Stunde Suche bin ich mir sicher auch die allerletzte Ecke im Auto durchforscht zu haben. Ein paar Tage vorher habe ich alle Orte abgeklappert, an denen ich in der Woche war, in der das passiert sein muss.
Leider ohne Erfolg.
Ich habe auch nicht den geringsten Schimmer, wo oder wann das genau passiert sein soll. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als einen neuen Reisepass zu beantragen.
Immerhin geht das mit dem Auto deutlich entspannter als mit den Öffentlichen.

 

Das Prozedere ist trotzdem brutal aufwendig und um hier nicht mit den Details zu langweilen, fasse ich den Prozess mal knapp zusammen:

  • Bevor irgendetwas anderes passiert, muss ich erst mal mit der Polizei quatschen und den offiziell als Verloren melden. Das sind fünf Schritte:
    1. Initialmeldung bei einer beliebigen Polizeistation, die daraufhin ein Formular aushändigt, das von drei unterschiedlichen Stellen unterzeichnet werden muss.
    2. Unterschrift einholen von dem Dubai-Gerichtshof, zur Prüfung auf strafrechtliche Bedenken.
    3. Unterschrift einholen von der Staatsanwaltschaft, ebenfalls um irgendwelche Vorstrafen auszuschließen.
    4. Unterschrift von der Dubai-Immigration, die den Verlust im System vermerkt und ein neues Einreisedokument ausstellt.
    5. Zurück zur Polizei und das dreifach unterzeichnete Formular gegen die offizielle Verlustmeldung austauschen.
  • Mit der Verlustmeldung kann ich das ganze dann auch endlich dem deutschen Konsulat vorlegen und einen neuen Pass beantragen. Das ganze dauert im Eilverfahren zwei Wochen.
  • Zwei Wochen später kann ich den neuen Reisepass abholen und darf mich wieder in den Bürokratiejungel von den Emiraten stürzen. Leider ist der neue Reisepass und das Einreisepapier nicht genug, um das Land zu verlassen.
  • Ich brauche ein „Exit Paper“. Warum weiß ich nicht so genau, aber das stelle ich mal nicht weiter infrage. Das Exit Paper sollte ich eigentlich in dem gleichen Immigration-Office bekommen, das mir auch die Einreise bestätigt hat.
  • Nach dem insgesamt dritten Besuch der Immigration stellt sich dann heraus, dass ich das Papier nur von dem Emirat ausgehändigt bekomme, in dem ich auch tatsächlich eingereist bin. Das ist nicht Dubai, sondern Sharjah.
  • Auf nach Sharjah, hier kann mir allerdings initial nicht geholfen werden, sodass ich am Folgetag um kurz nach sieben auf der Matte stehe (Sharjah ist eine Fahrtstunde von meinem Hostel entfernt).
  • Ich bekomme nach einer sehr verrückten Warteschlange einen Wisch ausgehändigt, mit dem ich zu irgendeinem „Document and Typing“-Geschäft gehen soll, um da einen Batzen Geld auf den Tisch zu legen.
  • Gesagt, bezahlt. Mit der Quittung darf ich wieder zurück zur Immigration.
  • Diesmal ohne Warteschlange bekomme ich ein neues Dokument und ein paar weitere Instruktionen. Ich darf zum Sharjah Medical Center.
  • Das Medical Center hat leider schon zu, also komme ich am Folgetag wieder. Hier darf ich ein bisschen durch die Gegend laufen, irgendeine Rechnung bezahlen und bekomme dann meine Fingerabdrücke abgenommen. Die werden an die lokale Polizei geschickt, wo das ganze dann noch mal gegen irgendein Strafregister geprüft wird.
  • Ein paar Tage später geht’s zu Polizei, wo ich dann mal wieder ein bisschen durch die Gegend renne, bis ich dann endlich die „Du kommst aus dem Gefängnis frei“-Karte bekomme (oder so).
  • Mit dem von der Polizei abgesegneten Dokument geht es wieder zurück zur Immigration, die mir dann ENDLICH!!!!! Das Exit-Paper aushändigt. Das ist von jetzt an eine Woche gültig, sodass ich auf jeden Fall einmal nach Oman und zurück muss, damit ich einen offiziellen Einreisestempel im neuen Pass habe.

Das Ganze hat alles in allem knapp vier Wochen, etwa 345 € und sehr, sehr viele Nerven gekostet.
Eins steht auf jeden Fall fest – den Pass werde ich absolut nie wieder verlegen!

Jetzt muss ich nur noch einen kurzen „Visa-Run“ mit dem Auto machen und bin dann fertig mit allem und kann endlich weiter in Richtung Indien!