Auf nach Russland

Mit bestem Wetter startet der Tag und ich lasse mir noch jede Menge Zeit, bis ich mich dann die 30km in Richtung Grenze weiterbewege.

Angekommen, darf ich erstmal den Polnischen Grenzoffizieren mein Auto vorführen, die haben offensichtlich Spaß daran da überall mal Reinzuschauen. Mich beschleicht das Gefühl, dass das nicht das letzte Mal ist, dass ich die Boxen aufschließen soll.
An der Russischen Grenze wird’s etwas aufwendiger. Neben dem durchsuchen lassen, darf ich hier noch drei Dokumente mit Infos füllen, die Ich schon beim Visumsantrag hinterlegt habe. Aber okay – Bürokratie halt.
Mit den Boxen auf dem Dach ist die Dame sichtlich überfordert. Um den Inhalt zu sehen, muss man sich auf den Reifen, oder direkt aufs Dach stellen, das scheint ihr aber alles ein bisschen zuwider.
Erschwerend kommt hinzu, dass hier niemand Englisch spricht. Mit meinem nonexistenten Russisch komme ich da aber auch nicht entgegen. Wir verständigen uns also nonverbal.
Irgendwann werde ich dann aber durchgewunken und kann mit meinem ersten Stempel im nagelneuen Reisepass losfahren.

Kaliningrad liegt zwar in der Mitte der gleichnamigen Enklave, aber trotzdem nicht weit von der Grenze entfernt. Die Straßenqualität nimmt hier massiv ab, dafür kostet der Liter Diesel nur 50 Cent – erstmal volltanken!

Kaliningrad ist wirklich, wirklich hässlich.

Ich habe vorab ein Hostelzimmer für die Nacht gebucht, für sage und schreibe 6 €. Leider spricht auch der Hostel-Staff kein Wort Englisch, aber auch hier helfen Hände und Füße.

Im Hostel habe ich mich mal um eine bleibe in St. Petersburg gekümmert. Dort werden mich Polina und Ivan behausen, die ich bei Couchsurfing gefunden habe.

Nach etwa drei Stunden in der Stadt beschließe ich das Hostel verfallen zu lassen. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich das lohnt noch länger hier zu bleiben und fahre in Richtung Nationalpark.

Irgendwo in Küstennähe finde ich einen super Schlafplatz.

 

Der Nationalpark Куршская Коса (~Kurische Küste) liegt geografisch ziemlich spannend, zu bieten hat er aber vor allem Nadelwald.

 

Eine der völlig überlaufenen Attraktionen ist der „tanzende Wald“, in dem sich einige der Bäume offenbar nicht ganz entscheiden können, in welche Richtung sie wachsen wollen.

Amazing…

 

Ein paar Kilometer weiter wird der Wald vollständig durch Sanddünen abgelöst. Hier gibt es einen kleinen Wanderweg, der an den Wanderdünen vorbeiführt.
Die Dünen selbst stehen unter Naturschutz und dürfen nicht betreten werden.

Ameisen am Wegesrand

Sanddünen

Meer und Dünen

 

Das war doch ganz hübsch anzusehen… Aber genug von Kaliningrad, ist ja sowieso nur ein Kurzstopp. Die Grenze zu Litauen liegt mitten auf dem Küstenstreifen.
Auch hier geht das Lustige Grenzballet wieder von vorne los. zwischen den beiden Grenzposten läuft mir noch ein fotogener Fuchs über den Weg.

 

An der Grenze zu Litauen springt mein Auto nicht mehr an – scheiße – eigentlich wollte ich zumindest die ersten 10.000 km oder so ohne Autoprobleme zurücklegen.

Ein paar Minuten später geht’s dann wieder. Warum, das weiß ich nicht.

 

Ich fahre noch bis kurz hinter die Estnisch-Lettische Grenze, bevor der Tag zu Ende ist.

Das nicht-Starten vom Auto wird zunehmend zum Problem. Ein Kaltstart ist völlig problemlos, nur wenn der Motor gerade erst aus ist, macht die Zündung genau gar nichts (bis auf „Klick“).

Ich verschiebe das Problem auf mein zukünftiges Ich… Bis dahin muss ich halt die Pausen etwas länger ausfallen lassen.

In Russland sind die Werkstätten auch bestimmt günstig.

 

Auf der Estischen Seite der Estisch-Russischen Grenze wird mal wieder das Auto mit allem drum und dran durchsucht, bevor ich mich dann einreihen kann, hinter die anderen acht Europäer, die nach Russland wollen.

An der Russischen Grenzstation verbringe ich insgesamt 4 1/2 Stunden. VIEREINHALB STUNDEN!

Wie man so unfassbar langsam sein kann ist mir ein sehr, sehr großes Rätsel.

Die Zeit schlage ich irgendwie tot, immerhin habe ich noch gut 700mb Datenvolumen zu verprasseln, die ich in Russland dann nicht mehr nutzen kann.

Immerhin ist das mit dem Kaltstart hier nicht wirklich problematisch. Yay.

 

Nach sehr zähen vier Stunden bin ich dann irgendwann dran. Ich darf genau die selben Dokumente nochmal ausfüllen, die ich bereits in Kaliningrad ausgefüllt habe und entdecke den Grund der enorm langsamen Einreise:
Die Dame an der Grenzstation tippt einfach unfassbar langsam.
Alles mit dem rechten Zeigefinder und nach jedem Buchstaben wird erstmal auf den Bildschirm geguckt, gesucht, wo den der Buchstabe ist, gegenkontrolliert und zurück auf die Tastatur geschaut, um den nächsten Buchstaben zu suchen. Der Wahnsinn.

 

Die Grenzkontrolle vom Auto wird unterdessen ein bisschen ad absurdum geführt, das Auto wird nämlich unterdessen von einem Spürhund durchsucht.

Aber auch der hat irgendwann zu Ende geschnüffelt und ich darf endlich ins „richtige“ Russland einreisen.

 

Als ich mich St.Petersburg nähere ist es bereits dunkel. Das Gefühl beim um- und durchfahren der Stadt ist der Wahnsinn. Ähnlich wie beim Einfahren nach Bangkok oder Istanbul. Hier müssen wahnsinnig viele Menschen wohnen!
Tatsächlich sind es aber „nur“ 5.2 Millionen Menschen, die hier leben, deutlich weniger, als in Bangkok oder Istanbul. Aber im Vergleich zu Köln natürlich massiv viel mehr.

Vier Stunden später als geplant komme ich dann endlich,  gegen 22:30 Uhr bei Polina und Vanya (Vanya ist der Rufname von Ivan) im Norden von St. Petersburg an.

Die beiden sind super gastfreundlich, füttern mich erstmal durch und wir quatschen noch ein bisschen, bevor die Couch ruft.

Morgen schau ich mir dann die Stadt an!